Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Dritter Band: Neuere Geschichte Sachsens von 1806-1866. (3)

Friedenspräliminarien zu Nikolsburg. 807 
indem er sich dagegen vorbehielt den Beitrag Sachsens zu den 
Kriegskosten und dessen künftige Stellung innerhalb des nord- 
deutschen Bundes durch einen mit dem König von Sachsen ab- 
zuschließenden besonderen Friedensvertrag näher zu regeln. 
Hierdurch, nicht durch französische Fürsprache, entgieng Sachsen 
der Gefahr, seine staatliche Existenz einzubüßen; bot doch 
Napoleon selbst, um Talleyrands Fehler von 1815 wieder 
gut zu machen, Preußen die Annexion Sachsens an, wenn es 
ihm die gewünschten Zugeständnisse in Luxemburg und Belgien 
machen würde 1). Eine unmittelbare Folge der nikolsbutger 
Präliminarien war die am 29. Juli zwischen dem Comman- 
danten des Königsteins, General v. Nostitz-Drzewiecky, und dem 
General v. Schack geschlossene Convention, welche diesem bisher 
den Preußen höchst hinderlich gewesenen Sperrpunkte gegen Frei- 
gebung der an ihm vorbeiziehenden Communicationen Neutra- 
lität zusicherte, worauf am 3. August auch die preußische Elbe 
für sächsische Fahrzeuge wieder freigegeben wurde. Die directen 
Friedeusunterhandlungen zwischen Sachsen und Preußen sollten 
zu Berlin stattfinden; der König nahm Beusts Anerbieten, 
Sachsen bei denselben zu vertreten an, allein in Berlin wurde 
1) Napolcon an seinen Minister Rouher, 26. August 1866: 
„Ich sende Ihnen den Vertragsentwurf mit meinen Randbemerkungen 
zurück. Es müßte gesprächsweise hinzugefügt werden, daß, da der Deutsche 
Bund zu beslehen aufgehört hat, die gegen Frankreich gerichteten Bundes- 
festungen nicht mehr zum Bunde gehören dürfen sondern Besitzthum jedes 
Staates sind, auf dessen Territorium sie sich befinden. Somit würde 
Luxemburg zu Frankreich, Mainz und Saarlouis zu Preuhen, Landau 
zu Baiern, Rastadt zu Baden, Ulm zu Würtemberg gehören. 
Anderseits glaube ich, daß Preußen dem Königreich Sachsen viele 
Chicanen bereitet. Wäre es nicht besser, daß Preußen dieses Sachsen, ein 
protestantisches Land, annectierte und daß der König von Sachsen auf 
dem linken Rheinuser, in einem katholischen Lande, untergebracht würde? 
Aber alles das soll nur freundschaftlich insinniert werden. Der Vertrag 
soll geheim bleiben. Die luxemburger Frage wird von sich selbst zum 
Durchbruche gelangen, sobald die Unterhandlungen begonnen sind. Diese 
Frage ist es, welche am meisten drängt.“ 
Der Brief ist zuerst von der wiener Neuen Freien Presse, Februar 
1871, veröffentlicht worden.
	        
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