Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Dritter Band: Neuere Geschichte Sachsens von 1806-1866. (3)

Russischer Feldzug von 1812. 83 
französischer Willkür brachte im Verpflegungswesen eine voll- 
ständige Verwirrung hervor, so daß Mitte Mai mehr aus 
Mangel als aus kriegerischer Nothwendigkeit die Kavalerie 
und die reitende Batterie in eine Stellung auf dem rechten 
Weichselufer an der Wieprz verlegt wurde, in der sie die 
Verbindung rechts mit der Festung Zamosc, links mit den 
Westfalen erhielt und die Bewegungen Bagrations jenseits des 
Bug beobachten sollte. Da jedoch dieser, unaufgehalten durch 
die Demonstrationen gegen seinen rechten Flügel, Miene machte 
in das Herzogthum einzudringen, so setzte sich Reynier gegen 
Warschau in Bewegung und zog sein Corps, nachdem ihn die 
endliche Ankunft der Osterreicher unter Schwarzenberg bei Lublin 
wegen seiner rechten Flanke beruhigt hatte, jenseits der Weichsel 
msammen, während die Vorhut die Straße nach Brzesc im 
Auge behielt. Da die große Armee am 24. Juni bei Kowno 
und Olitta den Niemen überschritten hatte, so stand das 
7. Corps schon bedeutend hinter derselben zurück. Um also“ 
wieder in nähere Verbindung mit ihr zu kommen, rückte 
Reynier nordwärts über den Bug bis Zambrow. 
Die Sachsen waren nach des Kaisers Absicht bestimmt, bei 
der großen Umgehung Bagrations mitzuwirken, von der er sich 
eine entscheidende Wendung des ganzen Feldzugs versprach. 
Allein das Ungeschick Jeröme's, der zwischen Nowogrodek 
und Nijeswish unthätig stehen blieb, alle Fühlung mit dem 
Feinde verlor und denselben auf diese Weise entschlüpfen ließ, 
vereitelte den ganzen Plan. Die Sachsen hatte er viel näher, 
als er sollte, an die Hauptcolonne herangezogen, mit welcher 
sie parallel über Bialystock bis Slonim vorgiengen, ein Marsch, 
der bei glühender Sonnenhitze zurückgelegt unter Mannschaften 
und Pferden bösartige Erkrankungen hervorrief. Als ob er 
nicht wisse, was mit ihnen anfangen, ermlldete er sie bald 
durch zweckloses Hin= und Hermarschieren, bald durch nicht 
minder anstrengende und ebenso zwecklose Musterungen. Ver- 
druß und Erkältung bei einer derselben zog dem General- 
leutnant v. Gutschmid eine Krankheit zu, die ihn in Pulawy 
binwegraffte, worauf das Commando der 2. Division auf den 
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