Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

1088 
1107 
1122 
1128 
110 Ludwig III. von Thüringen. 
heid gebar erst nach des Mannes Tode den Sohn, Friedrich IV.; 
dann heirathete sie Graf Ludwig, ihren Nachbar auf der Neuen- 
burg. Dies bestärkte den Verdacht, daß Ludwig selbst den 
Mord veranlaßt habe, und daran knüpften Spätere seine gie- 
bichensteiner Haft. Der Mord bleibt unerwiesen, aber das 
gewiß, daß Ludwigs Stiefsohn Friedrich später seiner Mutter 
Manne und seit 1088, wo der Großvater starb, auch Pfalz- 
verweser, die Ermordung seines Vaters öffentlich vorwarf, ihn 
zum Zweikampf (zu Merseburg 1107, den aber der Keiser 
untersagte) forderte und die Rückgabe der Pfalz verlangte. 
Der junge Friedrich stand seitdem auf Heinrichs Seite und 
war auch der tapfere Vertheidiger des Kyffhäusers. Endlich 
vertrug sich Ludwig auch mit ihm, kaufte ihm einige Güter 
und die Vogtei über Goseck ab und übertrug 1122 seinem 
Sohne Ludwig Land und Leute, um den Nest der Tage im 
friedlichen Reinhardsbrunn als Mönch zu leben. Hier starb 
er, 83 Jahre alt, am 7. Mai 1123, und wurde bei seiner 
Adelheid (r 1110) begraben. Dies sind die sagenreichen Tage 
Ludwigs des Saliers. 
Von Ludwigs fünf Söhnen ist des ältesten (geb. 1085), 
Graf Ludwig III., schon gedacht. Er und sein Bruder, Hein- 
rich Raspe 1), kämpften die Schlachten des Vaters oder für 
seine Freiheit mit. Aus seinem und seiner hessischen Gemahlin 
Hedwig von Gudensberg Leben (deren Mutter, Graf Gisos 
Wittwe, sein jüngerer Bruder Raspo zur Gemahlin hatte) ist 
* 1) Von ihm oder seinem gleichnamigen Vatersbruder soll das Schloß 
Raspenberg bei Weimar erbaut und benannt worden sein. Andere meinen, 
er habe den Namen erst vom Schlosse angenommen., Naspo bedeuset 
soviel wie ranh, tapfer, daher es auch in einem alten Gcdichte, Arelat, 
Wilhelms von Orause heißt: „des priss (Preis, Lob) o gar was unir- 
welt, daz man en den Rasper heiss“. — Ein Conradus miles dictus 
Ruspen kommt in v. Lang, Regestis Bavaricis (1825) III, 205, in 
Schwaben vor. An Nospe, zu den rheinischen Besitzungen dieses Grafen- 
hauses gehörig, wird man kaum denken können. Vergl. Harutle, Land- 
graf Hermann I., in Zeitschr. d. thür. Vereins V, 153 f. Auffallend 
bleibt, daß diesen Beinamen nur solche Landgrafen führten, die jüngere 
Vrüdeer waren und Heinrich hießen. — Ludwigs und Heinrichs Vrslder 
waren der gefangene Hermann, Kourad und Otto, welcher Bischof, von 
Naumburg wurde. „
	        
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