Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

Marlgraf Otto der Reiche. 137 
treu geblieben, so blieb doch fort und fort im Erzgebirge eine 
zahlreiche, fleißige, genügsame, durch Sitteureinheit, Fröm- 
migkeit und Anhänglichkeit an seine Fürsten ausgezeichnete 
Bevölkerung ½). 
Übrigens benutzte Otto die ihm durch den Bergbau zu- 
fließenden Mittel theils zur Bereicherung der Kirchen und 
Klöster, theils zur Befestigung mancher Städte, wie Leipzig, Frei- 
berg, Eisenberg, und zu Ankäufen von Grundlesitz, besonders in 
Thüringen, worüber er aber mit Landgraf Ludwig III. in Krieg 
und sogar in dessen Gefangenschaft auf der Wartburg gerieth, 
bis Kaiser Friedrichs I. Vermittelung auf dem Hoftage zu 
Fulda und die theilweise Rückgabe des Gekauften den Streit 
entschied ). Mit besonderer Lebhaftigkeit betheiligten sich Otto 
und seine Brüder an dem Angriffe, welchen 1166 in des Kai- 
sers Abwesenheit eine große Zahl norddeutscher Fürsten gegen 
Heinrich den Löwen unternahm. Auch Erzbischof Wichmann- 
von Magdeburg, das Haupt des Bundes, war mütterlicherseits 
ein Wettiner, der Sohn einer Schwester Konrads des Großen; 
doch blieb der mächtige Herzog diesmal Sieger. Die gleiche 
Erbitterung bewlesen die Wetliner gegen ihn, als der Kalser 
sein Strafgericht an den ungehorsamen Vasallen zu vollziehen 
erschien; alle fünf Sühne Konrads des Großen fanden sich 
1179 auf dem Reichstag zu Magdeburg ein, vor den der 
Herzog geladen war. Dietrichs von Landsberg Auftreten da- 
selbst ist schon erwühnt worden. In noch traurigere Händel 
wurde Otto durch seine herrische Gemahlin Hedwig verwickelt, 
welche die getroffene Bestimmung, daß der ältere Sohn Albrecht 
die Mark, der jüngere Dietrich bloß die Herrschaft Weißenfels 
1) Eine der Diction nach classische Stelle Über das Erzgebirge in 
Pölitz, Gesch. des Königreichs Sachsen (1817) 1, 161— 164. Gute 
Bemerkungen in Herings Gesch. des sächs. Hochlandes (Leipz. 1828) 
I, 48—54, gegen Klotzsch (Vom Ursprunge der Bergwerke in Meißen 
[Chemnitz 1764)), der ihren Betricb aus Böhmen ableitet. [Klotzsch?:: 
Probe einer Gesch. des Bergschöppenstuhls zu Freiberg, in der Sammlung 
verm. Nachr. z. sächs. Gesch. (Chemnitz 1769) III, 129 ff. Von den in 
Freiberg angesicdelten Sachsen hieß die Stadt zuerst (wie noch jetzt ein 
Theil) Sachsen-- oder Sächs-Stadt. 
2) Ann. Reinh., p. 40. 
1160 
1179
	        
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