Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

Dorfbewohner. 155 
bildeten behufs der Gerichtspflege einen Bezirk, slavisch Supanie 
genannt. Die Vorsteher derselben, die Richter oder Supane, 
den Bauermeistern bei den Flämingern sowie den Schulzen 
in Brandenburg und Schlesien vergleichbar, führten unter Bei- 
hilfe des villicus als Mitaufsehers über die Rechtspflege die 
Polizeiaufsicht, den Vorsitz in den mit bäuerlichen Schöffen be- 
setzten, also auf deutschem Fuße eingerichteten Dorfgerichten und 
fungirten als Beisitzer bei den Landgerichten, wofür sic außer 
gewissen Einkünften und Gerechtsamen ctliche Freihufen als Lehugut 
erhielten. Daß in den Urkunden bis Ende des 12. Jahrhunderts 
weit mehr von Wiesen und Waiden als von Ackern die Rede 
ist, beweist, wie damals die Viehzucht den Ackerbau noch über- 
wog. Unbedeutend war noch die Rindviehzucht wegen der Un- 
ergiebigkeit der Wiesen, ausgedehnter die Schafzucht, die Wolle, 
Fleisch, Milch und Käse gewährte; Butter kommt erst seit 
dem 14. Jahrhundert vor; um Leipzig und Pegau hielt man 
auch Schweine mit Hilfe der Eichelmast in den Wäldern. Er- 
beblich war die Hühnerzucht, dagegen kommen Gäuse zwar um 
Pegau und Zeitz schon im 12. Jahrhundert, in Meißen aber 
nicht vor Mitte des lten vor. Dic lateinische Sprache 
der Chronisten und Urkunden erschwert es, aus den wenigen 
hierher gehörigen Stellen sich ein deutliches Bild zu machen ). 
Der Besitz war theils erblich theils persönlich. Weinbau ist, 
wie sich aus der Schenkung des Weinzehenten von dem Burg- 
wart Sköhlen an das Stift Merseburg durch Bischof Thiet- 
mar, der Weinberge bei Hilpertitz an das Kloster Pegau durch 
Wiprecht von Groitzsch ergiebt, im Osterlande äller als in 
Meißen, wo er erst unter Markgraf Otto erwähnt wird. Die 
Winzer aber waren auch Leibeigene. Die Bienenzucht wurde 
1) Wie verschieden werden die Ansdrücke curtis, curtile, pracdium, 
bivang (concoptio, Umfassung, Umzännung, daunn das Befricdigte, Um- 
begte selbst), dominicale (gewöhnlich Vorwerk?), grangia, area, temi- 
torium, mansus (octingentos mansos, qui franconica lingun Lehen 
appellantur), hubn (Huse) mit jurnales, jugera (Juchart, Morgen, Acker, 
Tagwerk), scobrones (eigentlich Schober, dann auch ein Feldmaß von 80 
Schritt Länge und 60 Breile) gebraucht! Hätten wir lieber die gleich- 
zeitigen deutschen Ausdrücke dafür.
	        
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