Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

511 
516 
581 
6 Thüringisches Reich. 
Grenzen des nachherigen, von der fränkischen Saale, dem Main, 
der Elbe und dem Harz umschlossenen Thüringens, nämlich von 
der Ohra unterhalb Magdeburg bis zur Nab und zum Regen 
in der Nähe der Donau aus 1). Für das Allgemeine aber 
wird es dadurch wichtig, daß es der erste feste Kern, die früheste 
Consolidation deutscher Stämme im innern Deutschland seit der 
Völkerwanderung ist. Gerade dieser Umstand wurde im An- 
fange; bis sich andere Reiche daneben stellten, Ursache seiner 
großen Macht und Ausdehnung, führte aber nachher auch den 
Zusammenstoß mit dem auf der Bahn der Eroberung gegen 
Osten vorschreitenden Frankenreiche herbei. 
Die Überlieferung von dem Untergange des Thüringer- 
reichs, wie sie uns bei Gregor von Tours aubbehalten ist, 
kann ihren sagenhaften Charakter nirgends verleugnen. Was 
sich darin als historische Thatsache erkennen läßt, ist in der 
Kürze Folgendes 2): Seit ungefihr 511 herrschten drei Brüder 
über die Thüringer, Baderich, Hermaufried und Berthar. Mit 
Hilfe des Anstrasierkönigs Theoderich stürzte Hermanfried im 
Jahre 516 den älteren Bruder, verfeindete sich aber mit seinem 
Bundesgenossen dadurch, daß er ihm die versprochene Hälfte 
der Eroberung vorenthielt. Deshalb von den Franken bedroht, 
suchte Hermanfried eine Stütze an den Ostgothen und vermählte 
sich selbst mit Theoderichs des Großen Nichte Amalaberga, 
welche von der Sage zur Anstifterin des ganzen Unheils ge- 
macht wird. Die Furcht vor der Macht des Ostgothenkönigs 
ließ Theoderich von Austrasien mit der Rache an Herman- 
fried zögern, bis er seinen Bruder Chlotar zum Beistand 
vermocht hätte. Vereint brachen sie im Jahre 531 in 
Thüriugen ein; in der Schlacht bei Runiberg 5) fiel Berthar 
(die Sage mächt seinen Bruder zu seinem Mörder), seine Re- 
sidenz wurde erstürmt, seine Familie, darunter seine Tochter 
Radegunde 1) und ein Sohn, den nachher Chlotar tödten ließ, 
1) v. Ledebur, Nordthüriugen (1842), S. 5. 
2) Gloöl, Zur Geschichte der alten Thüringer; in Forschungen zur 
deutschen Geschichte, Bd. IV, S. 196 ff. 
3) im Gau Marstem, wahrscheinlich Ronneberg bei Hannover. 
4) Böttigers bloß aus den Onellen und den Act. SS. ge-
	        
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