Thüringisches Reich. 7
gefangen. Ein Zwist über die Vertheilung der Beute, sowie
die falsche Nachricht von einem in seinem Reiche ausgebrochenen
Aufstande bewogen Chlotar allein heimzukehren. Desto will-
kommener war es für Theoderich, daß er Verstärkung an säch-
sischen Heerhaufen fand, die in seinen Dienst traten; mit ihrer
Hilfe schlug er Hermanfried an der Unstrut und eroberte
Scheidungen, doch entkam Hermanfried. Als darauf Theoderich
abzog, wies er jenen sächsischen Kriegern auf dem eroberten
Gebiete zwischen Bode und Unstrut, besonders auch im Sue-
vengau, Wohnsitze an, um sich dadurch den Besitz desselben zu
sichern; Kolonisten, die von ihrem Grund und Boden dem Könige
Abgaben zahlten und sich von dort allmählich soweit ausdehnten,
daß ihre Wohnsitze mit denen ihrer nördlichen Stammesgenossen
sich wieder berührten 1). Nach Abzug der Franken machte Her-
manfried einen Versuch sich seines Reiches wieder zu bemächtigen;
allein nach Zülpich gelockt, endigte er durch Meuchelmord, wor-
auf ein Zug Theodeberts von Austrasien im Jahre 535 das
thüringische Reich vernichtete. “.
Nördlich von der Unstrut erhielt sich der thüringische Name
nur noch in dem des Nordthüringergaues, der seit dem 10.
Jahrhundert für die Gegend von Magdeburg von der Bode
und untern Saale bis zur Ohra, von der Elbe bis zur Aller-
quelle gebraucht wird. Dorthin sind die Thüringer wahrschein-
lich erst später gelangt, nachdem König Charibert im Jahre
595 die Warner in solchem Blutbade geschlagen hatte, daß nur ein
unbedeutender Theil derselben, die Nordschwaben, die Bevölkerung
des Schwabengaues (pagus Suevon), wohin sie an Stelle der
mit den Longobarden nach Italien ausgezogenen Sachsen einge-
wandert waren, übrig blieb; oder es waren Thüringer, die aus
dem Lande zwischen Elbe und Saale vor: den. Sorben zurück-
wichen. Beide, die Nordschwaben und die Nordthüringer, schlossen
sich, und wohl zu gleicher Zeit, an die Sachsen an. Auf An-
siedelungen von Hessen und Friesen weisen die Namen Hosgowe,
schöpfter Aufsatz: Radegundis und Amalfred oder die letzten
Altthüringer, in der „Urania"“ (bei Brockhaus, 1822), S. 127—171.
1) Widukinds (I, 9—14) Auffassung leidet an der nationalen Vor-
eingenommenheit seines Standpunktes. "
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