Landgraf Hermann I. von Thüringen. 185
webten gereimten Erzählung aus dem Ende des 13. Jahr-
hunderts ).
Den Land= und Pfalz-Grafen Hermann I. (1190—1210), 7
zweiten Sohn Ludwigs des Eisernen, zeichnete mehr seine Be-
günstigung der Künste und Wissenschaften aus, für welche ihm
die schwäbische Jutta, seine Mutter, den Sinn geweckt und die
pariser Schule geschärft haben mochte, so daß den Ermüdeten
oft noch die Bücher alter und neuerer Geschichten bis in die
späte Nacht beschäftigten und mitten unter den Greueln eines
länderverwüstenden Krieges auf der Wartburg eine Gesellschaft
herrlicher Minnesänger zu Scherz und Ernst um die Wette ge-
sungen haben soll 2), als eine Politik, die, von der niedrigsten
Selbstsucht dictirt, zwar seinen Länderbesitz vermehrte, aber die
Achtung vor seinem Charakter tief herabdrückt und über sein
Land die Heimsuchung wiederholter Verwüstung brachte.
Wohl nur den Ereignissen in Italien, welche des Kaisers
Anwesenheit dort nöthig machten, hatte es Pfalzgraf Hermam
zu danken, daß jener davon abstand, nach Ludwigs söhnelosem
Tode die thüringisch-hessischen Länder als erledigte Reichslehen
1) v. Raumer (Hohenst. III, 10) läßt i0n (wohl irrig) vor Aklon
sterben, v. Funk (Gemälde aus dem Zeitalter der Kreuzzlige (1821.
III, 152) und Wilken (Gesch, der Krenzzu#ge 1V, 287), Belde auf Cypern.
Hierher gehört nun die hinter Wilkens 4. Bd. (als Beilage S. 7—70)
epitomirte Erzählung in altdeutschen Reimen von des Landgrafen Ludwig
Krenzzuge, in der wiener Bibliothek (Mspte. z. Kirchengeschichte Nr. 159)
in 8170 gereimten Versen. Hier werden, zum Theil gegen die Geschichte,
Pfalzgraf Hermann, Ludwigs Bruder, der gar nicht mitzog, Bischof
Martin von Meißen, der später kam, die Grasen von Käferuburg,
Schwarzburg, Henneberg, Wiehe, Heldrungen, die Burggrasen von
Magdeburg, Dewin und Arnstein als Begleiter des Landgrafen ge-
nannt. Spaßhaft ist V. 3498, was der Dichter die Schwaben, als Lud-
wig sie zum Ausharren ermahnt, sagen läßt:
Ich wene (wähne) um einen Futersac
Er wolde einen ganzen tac
Sich flahen mit den Heiden;
Wir wolln indes abescheiden.
2) über den sogenannten Wartburgkricg weiter unten. Die Ouellen
üÜber diesen Landgrafen in Schumachers Nachrichten, 6. Sammlung.
Rommel, Gesch. v. Hessen I, 271 ff., wegen der hessischen Angelegen-
heiten. Die verhältnißmäßig nicht wenigen Urkunden bei Schultes II.