Die Landgrasschaft. 191
höherem und besserem Recht. Allod war dagegen der große
Gruwbesitz, den Ludwig der Bärtige durch Kauf und Schenkung
am Thüringerwalde zuerst erworben;, fast jeder Nachfolger
reichlich gemehrt hatte. Geistliche Lehen dagegen waren die zahl-
reichen und einträglichen Advocatien über Stifter und Klöster,
soweit diese nicht vom Landgrafen selbst aus dem Hausgut ge-
stiftet und die Schirmvogteien dem Gründer und seinem Hause
vorbehalten waren. Ein wichtiges Allode war, ferner durch
Heirat und Erbschaft die Grafschaft Gudensberg #oder Nieder-
hessen geworden, wo Münden, Kassel, Gudensberg, Felsberg,
Melsungen] Rotenburg, Homburg, Witzenhausen, Schmalkalden,
Frankenberg, Marburg, Theile des Stifts Wetter, Allendorf,
Grünberg, der Hermannsteinbei Wetzlar u.. w. die wichtigeren
Orte „waren. Aber auch. Hoheitsrechtej wie das allgemeine
Gericht) Schirmvogteien (über Hersfeld) Breitenau, Wetter,
Spießkappel, Herren-Breitungen, Frauensee), Landfolge und Zölle
besaß der Thüringer in Hessen, vielleicht, als Überreste des alten
fränkischen Herzogthumes, und darum gleich nach der Ausscheidung
von Thüriugen wieder selbständiges Territorium= und Fürsten-
thum. Selbst das große Landgericht von Maden, ein Gau-
gericht, hatte landgräfliche judices prowininales, und deutet.
darauf hin 1). Nächstdem besaß, das landgräfliche Haus ent-
weder von lothringischer (oder hessenkonradinischer 7) Abstammung
her noch dies= und jenseit des Rheins das Schloß Bilstein mit
Zubehör, das Schloß Wiedhe , Wied, beide Schlösser Windeck,
die Stadt Braubach am Rhein, die Herrschaft Rospe, verschie-
denes Eigen im Nassauischen,#der Lahn, welches alles durch
Erbtöchter oder Kauf an das Haus Sayn oder an das Erzstift,
Köln fiel oder am Stifter vergabt wurde 7).
Der Umfang dieser auf, den. älteren Sohn oder Bruder.
erblichen und. keiner Theilung unterworfenen Landgrafschaft er-
streckte sich (ohne Hessen und den Besitz am Rhein) von der
Werra bis an den Harz, das Gericht im Leinegau mit inbe-
griffen; von da bis an die Unstrut und Saale, und im Süden
1) Vgl. Rommel, G. v. H. I, 244 u. AA. S. 194. 203. 214. 294.
2) S.: Weisse, Neues Museum der sächsischen Geschichte IV, 1.
S. 47—57