Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

Landgraf Ludwig IV. 207 
Einwirkung eines so harten Charakters preisgegeben, ließ sich 
schrittweise und geduldig von ihm unter jenes System der 
Selbstertsdtung beugen, die damals für die wahxe Glorie des 
Christen galt. Mit Zustimmung ihres Gatten gelobte sie ihm, 
ihrem Beichtiger und Gewissensrath, förmliche Obedienz; daß 
sie einst die Predigt versäumte, büßten ihre Dienerinnen mit 
Geiselhieben; auf seinen Befehl durfte sie nur solche Speisen 
genießen, die von rechtmäßig und nicht auf Kosten der Kirche 
erworbenem Gute stammten, so daß sie gar oft Hunger leiden 
mußte: darf es uns wundern, wenn eine solche Richtung vielen 
mißbehagte und namentlich Elisabeth Gegner erweckte? 
Landgraf Ludwigs vormundschaftliche Regierung in Meißen 
erwelterte seine Thätigkeit von Hessen (wenn er dieses nicht etwa 
seinem Bruder Heinrich zugetheilt hatte) bis an Schlesiens 
Grenzen, indem er hier eine Landesversammlung (wie 1222 
zu Delitzsch im Osterlande), dort ein Schieds= oder Land- 
Gericht hielt, hier einen Thurm (wie in Leipzig) niederreißen ließ, 
dort eine feindselige Vasallenstadt in Brand steckte, hier ein 
Schloß eroberte (wie Tharand), dort ein anderes erbaute (wie 
Schauenforst zwischen Orlamünde und Rudolstadt gegen den 
ihm feindseligen Graf Hermann von Orlamünde). Dem Grafen 
Heinrich von Schwerin stand er in seinem Kampfe gegen Wal- 
demar von Däuemark bei; er soll es gewesen sein, der bei 
Mölln den Grafen Albrecht von Orlamünde gefangen nahm, 
1225 war er mit Friedrichs II. Sohne Heinrich zu Bardewick, 
um zu vermitteln, und in demselben Jahre eroberte er Lebus, 
um den Herzog Heinrich den Bärtigen von Niederschlesien für 
die Beleidigung seiner Kaufleute zu züchtigen. Gleich dieser Stadt 
gewann er auch Schloß Reichenbach. 1). Das folgende Jahr 
1226 sieht ihn und seinen Bruder Kourad, wahrscheinlich um 
dem Kaiser gegen die Lombarden beizustehen, in Cremona, wo 
er, im Falle Heinrich von Meißen stürbe, mit diesem, der 
1) Nicht unwahrscheinlich ist die von Scheltz (Geschichte der Lausitz, 
S. 149) ausgesprochene Vermuthung, daß jener Zug des Landgrafen noch 
einen weitergehenden Zweck hatte, nämlich den, im Verein mit dem Erz- 
bischof Albrecht von Magdeburg der polnisch-schlesischen Zwischenherrschaft 
in der Niederlausitz ein Ende zu machen. 
1225 
1226
	        
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