Elisabeth die Heilige. 209
ch geschlossen, sah sich die Arme schutz- und wehrlos dem Hasse
yrer Gegner preisgegeben, an deren Spitze ihre eigenen Schwäger,
deinrich Raspe und Konrad, standen, wohl nicht bloß weil sie ihr
Wesen nicht begriffen und verstanden, sondern weil sie geradezu
hren Einfluß auf das landgräfliche Haus und auf das Land
tür verderblich hielten. Hieraus mag es wohl zu erklären sein,
daß Heinrich Raspe, statt sich mit der Vormundschaft über
seinen 4jährigen Neffen Hermann II. und mit der Regentschaft
zu begnügen, sich und seinem Bruder Konrad die landgräfliche
Würde selbst aumaßte, während der junge Hermann nur neben
ihnen als Landgraf angesehen und zunächst mit. Hessen abge-
funden wurde. In den nächsten Urkunden Heinrichs wird seines
Neffen gar nicht gedacht, cs war cine vollständige Usurpation.
Elisabeth selbst mußte verstoßen von der Wartburg herab-
steigen, kaum daß sie in Eisenach aus Furcht vor dem Land-
grafen ein Obdach fand, bis ihre Tante, die Abtissin von
Kitzingen, sie zu sich nahm, worauf ihr Oheim, Bischof Ekbert,
sie auf sein Schloß Pottenstein brachte. Die Zumuthung einer
zweiten Vermählung wies sie entschieden zurück, sie blieb dort,
bis sie im Schutz ihrer Getreuen, die die Gebeine ihres Ge-
mahls zur Gruft in Reinhardsbrunn geleiteten, nach Thüringen
zurückkehrte. Da redete der ehrenwerthe Nudolf, von Vargula
ein Wort der Ehre zu der Seele ihres eigennützigen Schwagers,
stiftete eine Versöhmung zwischen beiden und wirkte ihr die
Auslieferung der Mitgift sowie eines jährlichen Einkommens
von 300 Mark aus. Aber Elisabeth paßte nicht mehr in die
weltlich gesinnte Umgebung des landgräflichen Hofes. Der
Verlust des geliebten Gatten, die Verfolgung und der Hohn,
die sie von den Menschen erfahren, steigerten ihre Schwärmerei,
ihre Sucht, den Himmel zu verdienen, bis zum Extrem. Sie
zog sich nach Marburg zurück, begleitet von ihrem Vormund
und Zuchtmeister Konrad, der nun unbedingte Gewalt über sie
ausübte, der sie selbst körperlicher Züchtigung unterwarf, ja ihr
sogar das Glück der Erinnerung an die Vergangenheit nahm,
indem er sie zur Reue über ihre Heirat brachte und ihr die
Liebe zu den eigenen Kindern aus dem Herzen riß. Dort, wo
sie die zwei letzten Jahre ihres Lebens zubrachte, erbaute sie
Böttiger, Geschichte Sachsens, 2. Aufl. I. 14