Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

Landgraf Heinrich Raspe. 215 
Kirchen= und wenige Laien-Fürsten zu Hochheim unweit Würz- 
burg den Landgrafen zum deutschen König; von den größeren 
Reichsfürsten war keiner anwesend. Die Feinde nannten ihn 
den Pfaffenkönig, denn zu deren Werk und Werkzeug war er 
herabgesunken. Auf seiner Seite fochten in ihrer Weise auch 
die großen Bettelorden, damals noch des Papstes Leibregimenter. 
Sein nur durch Verrath erkaufter Sieg bei Frankfurt 5. August 
1246 über Kaiser Friedrichs Sohn „den König Konrad IV., 
verstärkte zwar seinen Anhang unter dem gewinnsüchtigen Adel 
Schwabens 1), brachte ihm aber, da auch jetzt noch keiner 
der bedeutenderen Fürsten zu ihm übertrat, keinen erheblichen 
Gewinn. Nachdem er die Rüstungen zu einem Winterfeldzuge 
beendet, hielt er einen Reichstag zu Nürnberg, mußte jedoch 
nach einem vergeblichen Versuche, Ulm zu bezwingen, mit seinem 
durch Hunger und Kälte geschwächten Heere Schwaben ver- 
lassen. Aber bei Reutlingen wies ihm das Glück den Rücken. 
Da ging er auf die Wartburg zurück und starb daselbst am 
16. oder 17. Februar 1247 am Blutflusse, zur rechten Zeit, 
um nicht ein klägliches Ende seines Königthums erleben zu 
müssen. Neben seinem Vater im Katharinenkloster bei Eisenach 
fand sein Körper, neben der heiligen Elisabeth sein Herz seine 
Ruhestätte. Er wurde mit Helm und Schild begraben, denn 
mit ihm endete der letzte Ludewinger, und Mit= und Nachwelt 
sah darin die gerechte Strafe des Himmels für die der heiligen 
Elisabeth einst angethaue Beleidigung ?). 
Obgleich Heinrich, von drei Gemahlinnen (die erste Elisaberh 
von Braunschweig 'os, die zweite Gertrud von Osterreich, 
[k# 1244], die dritte Beatrix von Brabant, Herzog Heinrichs 
Tochter, der Sophien, Heinrichs Nichte, selbst zur Frau ge- 
nommen) keine Kinder hatte, schien doch durch jene Anwart- 
schaft, welche Heinrich der Erlauchte, als Schwestersohn Raspes, 
am letzten Juli 1242 von Benevent aus, auf ausdrückliches 
Gesuch des Landgrafen, vom Kaiser erhalten hatte, für die 
Nachfolge gesorgt. Aber die Begehrlichkeit nach solcher Erb- 
1) Über die Schlacht s. Schirrmacher a. a. O. IV, 429. 
22) Chron. eccles. Nic. de Siegen, herausg. von Wegele (1855), 
S. 349. 
1246 
1247
	        
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