24 Thüringischer Erbfolgestreit.
1“ 1254 jene Stiftslehen in beiden Landen von neuem, verlieh
wahrscheinlich damals auch das stiftische Erbmarschallamt an Hein-
rich, der ihn mit 70 Pferden in Erfurt empfing und ihm den
Steigbügel hielt, und ging einen Landfrieden ein, dessen Handhaber
Friedrich von Treffurt sein sollte, aber Sophien blieb der Erz-
bischof feind. Um dieselbe Zeit empfing Heinrich auch zu Merse-
burg vom deutschen König Wilhelm [von Holland] die Belehnung
mit den neuen Ländern, auch die Grafen von Gleichen und von
Hohnstein traten auf seine Seite. Dies alles mochte Sophien
für die Rechte ihres Sohnes besorgt machen; sie kam mit ihrem
Sohne selbst nach Thüringen und hob die für Hessen angeord-
nete Verwaltung des Markgrafen auf, der aber Eisenach, Wart-
burg und Gudensberg in Hessen zurückbehielt. Von ihrem guten
Rechte überzeugt, suchte sie ihres Gegners., Gewissen durch eine
Art von Gottesurtheil zu rühren und lud ihn in die St. Ka-
tharinenkirche, um dort nebst 20 Eideshelfern aus seinem An-
hauge sein Recht auf Thüringen und Hessen mit einem Eide
auf St, Elisabeths ihrer Mutter Rippe zu beschwören. Außer
sich aber wurde sie, zerriß ihre Handschuhe und jammerte, als
Heinrich lachenden Muthes lund die zwanzig mit ihm] sein
gutes Recht beschwor. Dem der Marschall Helwig von
Schlotheim, sein vielgeltender Rath, erklärte, ihm: „wenn
er mit dem einen Fuß im Himmel und mit dem andern
auf der. Wartburg. stünde, so müsse er jenen lieber als
diesen wegziehen!“ Da beschloß sie nach mächtiger Hilfe sich
umzusehen und Gewalt mit Gewalt abzutreiben. Da sie auf
ihren Münzen mit einer Lehensfahne erscheint, so mag sie jetzt
erst ihre Ansprüche auf ganz Thüringen ausgedehnt haben, ob-
gleich dies Andere leugnen 1). Heinrich ernannte damals seinen
15jährigen Sohn Albrecht und seinen Stiefbruder Hermann
von Henneberg zu Statthaltern in Thüringen, was um so
nöthiger war, als ihn selbst Angelegenheiten verschiedener Art
in Meißen zurückhielten.
Umsonst hatte sich schon früher Sophia an ihren herzog-
1) G. W. v. Günderrode, Sämmtl. Werke (Leipzig 1788) II, 427.
Weisse, Sichs. Geschichte 1I, 276. — Dagegen Rommel, Hundes-
hagen u. A. leugnen, daß Sophia ganz Thüringen angesprochen habe.