Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

Margarethas Flucht von der Wartburg. Bi 
erst im 15. Jahrhundert sehr ausgeschmückten Überlieferung) 
von seinem schnöden Verhalten gegen seine Gemahlin Margaretha 
und deren Söhne Friedrich und Diezmann (oder Dietrich den 
jüngeren). Weil Albrecht seine Liebe einem Hoffräulein, Kuni- 
gunde von Eisenberg, zugewendet, habe er,so heißt es, um 
seine edle Gemahlin aus dem Wege zu räumen, einen Esel- 
treiber gedungen, der sie ermorden sollte; der. ihr aber den 
Plau verrieth. Am 24. Juni. 1270 entfloh: die hohe Fürstin, 
nach einem schmerzlichen Abschied von den Kindern (von dem 
ihr Sohn Friedrich den Beinamen „mit der gebissenen Wange“ 
führt), an Stricken aus der Wartburg herabgelassen, nach Fulda 
und Frankfurt, wo die Bürger der Wohlthaten ihres großen 
Vaters noch in Ehren dachten, und starb daselbst noch 1270, 
verfolgt von jenem unglückseligen Geschick, welches fast alle 
Hohenstaufen traf und zwei Jahre früher (1268) den letzten 
männlichen Sproß des Hauses, Konradin, auf dem Schaffot 
zu Neapel enden ließ. Vor der neuen Stiefmutter (1272) 
Kunigunde schützte Dietrich von Landsberg die unglücklichen 
Knaben Friedrich und Diezmann, die er zu sich nahm. Abge- 
sehen von den innern Unwahrscheinlichkeiten und Widersprüchen, 
an denen dieser Bericht leidet, ist die Erzählung von dem 
Mordversuche überhaupt den älteren Quellen ganz fremd ?). 
Nur daß Margaretha in Unfrieden mit ihrem Gemahl von der 
Wartburg ging, steht fest; aber auch dies ist nach einer 15jäh- 
rigen ungetrübten Ehe, nach der Geburt dreier Söhne (den 
ältesten, Heinrich, ignorirt die Sage), auffallend genug. Liest 
man jedoch, wie schon im Jahre 1247 Papst Innocenz IV. 
Heinrich den Erlauchten zur Auflösung des Verlöbnisses seines 
Sohnes zu bestimmen suchte, „damit er nicht sein Haus mit 
dem verruchten Blute der Hohenstaufen vermische und beflecke"“, 
wie darauf 1256 eine Bulle Alexanders IV. die Geistlichkeit 
1) Rothe, S. 519 ff. 
2) Annal. Reinhardsbr., p. 239. Nur eine Andentung von Mar- 
garethens Flucht, wie sie die Sage erzählt, scheint das Carmen occulti 
auctoris, v. 1307 zu geben: 
„ Nuper ut audivi, duod regis filia divi 
Init te spreto saltum faciens pede leto 
Ad natale solum — —“ 
1270
	        
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