Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

264 Oberlausitz 1190 —1324. 
cendum) kommt mehrmals vor. Der Sachsenspiegel galt als 
Sammlung der Gesetze und Rechtsgewohnheiten, der Richtsteig 
als Proceßordnung. Localgewohnheitsrechte hatte jeder Ort 
und schirmte sich dabei. Die Güter, waren fast alle Lehen; die 
Domainen sehr geschmälert durch Schenkungen und Verleihungen. 
Die! Markgrafen hatten außer Sporteln, Zoll, Geleite und 
Bede auch noch den Wein= und Honig-Zehenten. Auf dem 
Lande war der Hufenzins gebräuchlich, eine Art Grundsteuer, 
die auch wohl precaria, petitio genannt wurde. Der Ochsen- 
kopf war Landeswappen. 1) 
Das Erlöschen der Askanter gab Ludwig dem Bayer die 
erwünschte Gelegenheit, die Mark Brandenburg nebst der Nieder- 
lausitz an sein Haus zu bringen. 1324 belehnte er damit 
seinen Sohn. Ludwig und setzte dem Unmündigen die Grafen 
Berthold von Henneberg, Busso von Mansfeld und den, Mark- 
grafen Friedrich den Ernsthaften von Meißen zu Vormündern. 
Die Oberlausitz (wie sie später hleß) stand in diesem 
ganzen Zeitraume nur noch in kirchlichem Zusammenhange mit 
Meißen; denn nach Markgraf Konrads 'des Großen]Tode fiel 
dieses Land an Wladislav von Böhmen zurück, den Friedrich 
der Rothbart damit belehnte. Schon vorher aber hatten die 
Bischöfe von Meißen, zu deren Sprengel es gehörte, sich da- 
selbst ungemein bereichert und besaßen fast das ganze sübliche 
Grenzland, weil man gern Güter, deren Besitz durch böse 
Grenznachbarn gefährdet war, der Kirche überließ, die mit ihren 
geistlichen Waffen sie besser zu wahren und zu schützen wußte; 
nur die zittauer Gegend gehörte nicht zu dem meißner, sondern 
zu dem prager Sprengel. Natürlich aber hörten nun die 
Streitigkeiten zwischen den Herzögen oder Königen von Böhmen 
und den meißner Bischöfen nicht auf, und da namentlich im 
südlichen, gebirgigen Theile, wo auf früher wüstem Boden erst 
später neue Dörfer entstanden waren, die Entscheidung darüber, 
welche jenen, welche diesen gehörten, schwierig war, so wurde 
angeblich schon 1213 eine Commission aus geschwornen lausitzer 
1) Um die Citate nicht zu sehr zu häufen, fei bemertt, daß man in 
Wilke, Ticomannus die Belege sännntlich und urkundlich findet. Auch 
Worbs, Neues Archiv II, 285 ff. ist benutzt.
	        
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