Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

Oberlausitz 1190 — 1324. 267 
der Rest zu, so daß also nunmehr die ganze, nun auch als 
Markgrafschaft bezeichnete Oberlausitz nebst Zittau wieder zu 
Böhmen gehörte. Nachdem der blinde und abenteuerliche Johann 
in der Schlacht von Cressy 1346 den Tod gefunden #wurde 
Karl, sein Sohn, König von Böhmen, dem es als König 
Deutschlands 1347 auch gelang die Niederlausitz zu erwerben, 
so daß jetzt seit Konrad#von Meißen beide Länder nach 200 
Jahren wieder Einem Herrn gehorchten und. nUun in den großen 
böhmisch-mährisch-schlesischen Nexus mit gehörten. 
Im 12,: und 13. Jahrhunderte hatten böhmische Vägte 
(Advocaten) zu Budissin, Görlitz, Löbau, Reichenbach, Weissen- 
berg ihren Sitz gehabt, zur Verwaltung und Justiz. Seitdem 
der Handwerkerstand namentlich durch Einwanderung von Fla- 
mändern, welche die Wollweberei und Tuchmacherei begründeten, 
zu vermehrtem Wohlstand gelangte, fing auch er an Theilnahme 
an der städtischen Verwaltung zu beanspruchen. In Budissin 
wurden 1213 sieben Rathsmeister angestellt. In Görlitz kam 
seit Mitte 13. Jahrhunderts die Würde eines Bürgermeisters 
auf. In und neben dem Rathe wurde gleichzeitig das Schöffen- 
gericht eingesetzt, welches unter Vorsitz des Vogtes und des 
königlichen Richters die peinliche Gerichtsbarkeit ausübte, bis 
durch Einführung des magdeburger Rechtes das Vogtding auf- 
gehoben wurde. Als eine Art Lehnscurie kamen schon 1268 
zwei Judicia vor, zu Budissin und Görlitz, zu deren ersterem 
Löbau, zum letzteren Lauban gehörten. Über beide Judicia war 
ein besonderer Vogt gesetzt, später vereinigt unter Böhmen nur 
ein Gesammtvogt. Um 1249 kommt aber auch die erste Spur 
eines böhmischen judex provincialis terrae Budissinensis vor; 
außerdem auch ein Castellan oder Burggraf der Stadt, in 
welcher der Reihe nach die Bewohner des offenen dazu gehö- 
rigen Landes die Wache halten mußten. In den Dörfern 
waren villici und nuncii. Die Obedienzdörfer des meißner 
Stiftes verwaltete dieses selbst. Zahlreich war schon der da- 
malige Adel der Lausitz. Esl kommen im 13. und 14. Jahr- 
hundert die Geschlechter der Herren von Kamenz, von Baruth, 
von Biberstein, „von Schreibersdorf, von Gersdorf als die 
vornehmsten, ferner der von Nostiz auf Plischkowitz, der von
	        
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