Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

1422 
1423 
822 Friedrich der Streitbare. Hussitenkrieg. 
rechte für fünf Stellen im meißner Kapitel noch das für drei 
weitere ). 
Diese = Occupation der deutschen Oistricte im nordwestlichen 
Böhmen ist das höchste, was überhaupt gegen die Hussitener- 
reitht worden ist. Dennoch trug sich die römische Kurie mit 
weitreichenden Plänen; wohl wissend, daß die hussitische Ketzerei 
ihre- Stärke aus ihrer nationalen Grundlage schöpfe, ging sie auf 
nichtsi Geringeres aus als auf die Theilung Böhmens. Friedrich 
dem Streitbaren war dabei die böhmische Kur zugedacht,, ein 
Planz der freilich zu Sigismunds Hauspolitik, wenig paßte, den 
aber der hochstrebende Friedrich mit Begierde ergriff. An 
diesen Punkte" schienen die Interessen Beider auseinanderzu- 
gehen," voch wurde auf dem nürnberger Reichstage von den 
Kurfürsten zwischen ihnen dahin vermittelt, daß der. König den 
tk##ißnischen Fürsten für die Summe von 90,000 Fl. und gegen 
diei Zusäge fernerer Hilfe Stalberg, Schöneck, Myla, Batten- 
dorf, Sparenberg, Mühlberg und Lantschütz verpfändete. Da- 
gegen scheiterte die beantragte Neform der Kriegsverfassung an 
dem Widerspruch der Städte. So kam es, daß auch diesmal 
nichts von Bedeutung erreicht wurde. Markgraf Wilhelm 
stieß mit 3000 Mann bei Brüx zu dem Kurfürsten von Bran- 
denburg, um die hart bedrängte meißnische Besatzung des Karl- 
steins zu entsetzen, was zwar nicht durch Gewalt aber durch 
Unterhandlung mit Prinz Corybut errescht wurde. Es geschah 
in Böhmen meißnischer Seits weder in diesem noch im nächsten 
Jahre 1423 wiel Wichtiges, denn ein ganz anderes Ereigniß, 
welches Ersatz für die entgangene böhmische Kur verhieß, nahm 
jetzt Markgraf Friedrichs ganze Aufmerksamkeit und Zeit in 
Anspruch. Im. November 1422 starb der letzte Kurfürst 
Sachsens aus askauischem Hause, und sein Herzogthum wurde 
mit der Kurwürde zugleich dem Markgrafen von Meißen zu 
Theil!(1423), wie davon das nächste Buch das Nähere nach- 
weisen muß. 
So stieg Friedrich und mit ihm sein Land zu einer un- 
gleich höheren politischen Bedeutung empor, und der berühmte 
Name Sachsens wurde damit auf Länder übertragen, die mit 
1) Horn a.##a. O., S. 850. Cod. dipl. Sax. II, 2. No. 907.
	        
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