Erfurt. 841
Im Allgemeinen scheinen die Erfurter den entfernten mainzer
Herrn vor dem nahen thüringischen Nachbar mehr begünstigt
zu haben, und wenn sie auch Friedrich dem Strengen 1359
zu Gotha huldigten, 1440 sich besonderem sächsischen Schutze
unterwarfen, so traten sie doch im Vertrauen auf ihre Zahl
und Mauern (die mit doppeltem Wall und Graben umgeben
wurden und für jene Zeit ungemein fest gewesen sein müssen)
sehr häufig dem Laudgrafen feindselig gegenüber; wollten auch,
als Gegenkönig Ruprecht, aus Haß gegen Mainz, sie von der
Gerichtsbarkeit des Erzbischofs ganz befreien und unter sein
Hofgericht oder das rotweiler stellen wollte, selbst nicht ein-
willigen. Als Wenzel 1390 die Erfurter vor sein Gericht lud,
erklärte der Mainzer sie für ihm unmittelbar unterworfen.
Sie könnten nur vor des Königs Recht gerufen werden, wenn
zu Mainz ihnen das Recht verweigert worden.
Die hohe Blüthe dieser Stadt erzeugte bei den Bürgern
auch den Wunsch, eine Hochschule zu besitzen. Clemens VII.
zu Avignon hatte (1379) schon eingewilligt; aber Erzbischof
Adolf von Mainz, geborner Graf von Nassau, wandte sich
lieber an den andern Papst zu Rom, Urbau VI., den er für
den wahren anerkannte, und dieser gab der neuen Universität
4. Mai 1389 ihre Stiftungsurkunde. Der Erzbischof Johann
(auch ein Nassauer) weihte sie feierlich ein 1392 und wurde
erster Kanzler derselben, ein Amt, welches später die Weih-
bischöäfe oder Dechauten des Marienstiftes versahen. Den Rector
wählten die vier Facultäten durch 12 Wähler, unter denen ein
Student mit war. Die Zwölfe wählten wieder drei, von deuen
der jüngste den beiden andern drei Männer vorschlug und
durch seine Stimme den Ausschlag gab. Die neue Hochschule,
deren es damals nur in Prag, Heidelberg, Wien und Köln
gab, wurde schnell zahlreich, vorzüglich an Theologen. Johann
Müller aus Arnstadt war der erste Rector. Unter den
Gelehrten zeichneten sich der Arzt Amplonius Fagus, der
Besitzer einer der bedeutendsten Bibliotheken und Gründer des
Collegiums oder Pfründhauses zur porta coeli, und Basilius
Thüringische Chronik (Erfurt 1738, 49 II, 978—1143. Kampschulte,
Erfurt im Verh. z. Humanismus u. z. Reformation (1858) I, 121 ff.