Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

1453 
388 Kurfürst Friedrich der Sanftmüthige. 
dem Vorwand, die Gunade des Jubeljahres in Rom gebrauchen 
zu wollen, entfernt. Wilhelm mochte doch endlich seiner Räthe 
Eigennutz durchschaut haben. „Ich will gern und willig sterben“, 
soll er geäußert haben, „wenn ich nur zuvor gesehen, daß ihr 
feindseligen Leute euern wohlverdienten Lohn bekommen habt“ ). 
Nach seiner Rückkehr forderte der Herzog gegen Rückgabe der 
vitzthumschen Güter die Pflege Koburg wieder, obgleich der Kur- 
fürst noch am 11: März den Verkauf derselben bestätigt hatte, 
und nahm sie, als sich Apel nicht nur weigerte, sondern auch 
die Gesandten des Herzogs von Burgund; die um des Kur- 
fürsten Tochter für dessen Sohn werben sollten, in des Herzogs 
Gebiete vom seinen Vettern aufheben ließ, mit Gewalt, sowie 
auch dessen andere Güter hinweg. Der. Traum fürstlicher 
Macht; in dem sich die stolzen Emporkömmlinge gewiegt, war 
berflogen. Apel floh nach Böhmen, hetzte Alles gegen seinen 
ehemaligen Wohlthäter auf und strebte Wilhelm sogar nach 
dem Leben (1453). Später brachten die Vltzthume sogar eine 
kaiserliche Commission gegen Wilhelm aus; aber Wilhelm be- 
rechnete den Fürsten von Brandenburg und Hessen, die sie 
bildeten, seinen Schaden auf 750,000 Fl. Es scheint gegen 
die Vizthume entschieden und von diesen endlich nachgegeben 
worden zu sein: denn Bernhard Vizthum und die Söhne Apels 
und Bussos (die gestorben waren) traten wiederum in Wilhelms 
Kriegsdienste 2) 
Z 1) . Mürler, Sichs. Annalen, S. 28. 
2) Die Urkunden führt Weisse II, 311 an. Die wichtigsten Nach- 
richten Über den Bruderkrieg geben als Zeitgenossen der erfurter Raths- 
meister Hartung Kammermeister in seiner Thüringischen Chronik bei 
Mencke, 8S8. III, 1185—1238 und K. Stolle, in seiner Thüringischen. 
Chronik (herausgegeben von Hesse 1854), S. 3—54. Vergl. dazu 
Palacky a. a. O. IV, 232 und Droysen, Preuß. Politit II, 113 bis 
130. Einen eigenen Zug von Friedrich erzählt Moller in seinen frei- 
bergischen Annalen, S. 45 ff. Der' Kurfürst verlangte vom freiberger 
Rath, er solle mit der Stadt Wilhelm ganz entsagen und ihm allein 
huldigen und Hilse stellen. Der greise Bürgermeister Nicolaus Weller 
ging mit dem ganzen Nathe entblößten Haupts mit Sterbekleidern auf 
dem Arme zum Kurfürsten und stellte vor, wie sie auch Herzog Wilhelm zu 
gleicher Pflicht verwandt wären, sounst wolle er sich lieber sein graucs 
Haupt vom Rumpfe trennen lassen. Da ritt der Kurslrst auf Weller zu
	        
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