Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

896 Kurfürst Friedrich der Sauftmüthlge 
lobte Land, nachdem er sein Testament gemacht und die Schloß- 
kapelle zu Weimar zu einer Stifts= und Collegiats-Kirche er- 
hoben hatte. Am 1. Mai ging er in Venedig zu Schiffe, 
langte nach mancherlei Fährlichkeit am 18. Juni über Kandia 
und Joppe in Jerusalem an, wo er seine Andachten verrichtete 
und nach 11 Tagen wieder aufbrach. Nach 28 Wochen, am 
7. October, ritt er wieder zu Weimar ein. 1) 
Ruhiger und frömmer lebte Friedrich mit seiner Marga- 
rethe und seinen von ihr erhaltenen acht Kindern. Die Kur- 
fürstin genoß solcher Liebe bei ihrem Eheherrn, daß ssie auch 
wohl an Regierungsgeschäften, und selbst mehr als ihr zukam, 
Antheil nahm, z. B. 1432 ihn zur Vertreibung der Juden 
veranlaßte, sich alle Mühe gab, den traurigen Bruderkrieg zu 
schlichten, in Abwesenheit des Fürsten der Regierung vorstand, 
1440 die Stadt Witkenberg gegen einige Befehder aufbot und 
1463 die in der sächsischen Geschichte einzige Verwilligung er- 
hielt, eigene Münzen zu Colditz schlagen zu dürfen. Auch nach 
dem Tode ihres Gemahls betrug sie sich in ihrem reichen, für 
ihre Verschwendung aber doch nicht ausreichenden Witthume 
(Stadt und Pflege Altenburg, die Schlösser zu Leipzig und 
Liebenwerda, die Städte Colditz, Eilenburg und Liebenwerda 
u. m. a.) als eine regierende Frau und übte landesherrliche 
Rechte aus. Wenigstens ließ sie zu Altenburg, ihrem gewöhn- 
lichen Wittwensitze (bis 12. Febrnar 1486, wo sie starb), die 
Gerichtsbarkeit durch ein von ihr ganz abhängiges Landgericht 
verwalten, welches sich „Richter, Schöppen, Schreiber und 
Frohnen, Geschworne des Landgerichts zu Altenburg, unserer 
gnädigen Frau zu Sachsen Wittwe"“ naunte. 2) 
Eine andere merkwürdige Erscheinung ist der 1450 von 
Friedrich zum Andenken des heiligen Hieronymus (71 420), des 
großen Kirchenhelden „und eines harten Hammers und schweren 
1) Über den Zug s. Hartung Kammermeister (S. 327, An- 
merkung). Vergl. Nommel III, 1. S. 3; Müllers Annalen, S. 34, 
und Falke, Herzog Wilhelms III. Reise in das heilige Land, im Archiv 
für sächs. Geschichte IV, 283 ff. 
2) Weisse, Geschichte der kursächs. Staaten II, 338. Joh. Aug. 
Schneiders Biograph. Fragm. über Margarethe (Altenburg 1800).
	        
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