1478
1479
1462
402 Kurfürst Ernst und Herzog Albrecht der Beherzte bis 1485.
Diesen Erwerbungen weltlicher Gebiete ging eine nicht ge-
ringere Machtausdehnung im geistlichen zur Seite. Dem
wichtiger als das 1469 zum Vorschein kommende Obermund-
schenkenamt der Herzöge zu Sachsen bei dem Abt zu Kempten,
(der dies und das von Sachsen als Lehen vergebene Unter-
schenkenamt am liebsten bei sich selbst verrichtet hätte) war es,
daß die Schwester der Herzöge, Hedwig, Abtissin von Quedlin-
burg, mit Beistand ihrer Brüder 1477 diese Stadt zum Ge-
horsam und zur Anerkennung der sächsischen Schutzgerechtigkeit
zwang, ihren Roland umhanen ließ 1). Des Kurfürsten Erust
gleichnamiger Sohn wurde zehn Jahr alt 1476 zum Erzbischof
von Magdeburg, 1478 auch zum Bischof von Halberstadt
postulirt, von Mämern berathen, die, wie der meißner Bischof
Johann von Weißenbach, vor allem den Trotz der Städte zu
beugen trachteten. Als Halberstadt sich weigerte, ihm die Ge-
richte zu übergeben, wurde es bezwungen und seiner Freiheiten
beraubt. Das Gleiche gelang durch die sogenannten ernestinischen
Verträge mit Halle, das jetzt nicht nur des Vortheils ent-
behrte, den es bisher aus dem Gegensatze zwischen dem Burg-
grafen und dem Erzbischofe gezogen hatte, sondern auch durch
heftige innere Spaltung zwischen den Pfännerherren und der
Gemeinde zerrissen wurde. Der dadurch erzeugte Haß der
Bürgerschaft gegen das erzbischöfliche Regiment hat nicht wenig
dazu beigetragen, Halle für die Reformation empfänglich zu
machen. Des Kurfürsten zweiten Sohn Albrecht endlich er-
nannte Erzbischof Diether von Mainz 1479 zum Domherrn
und seinem Statthalter zu Erfurt und auf dem Eichsfelde, um
dieser Stadt dadurch, daß er sie auf solche Weise ihres Rück-
haltes an den sächsischen Fürsten beraubte, leichter mächtig zu
werden. Denn Erfurt hatte die zwischen dem Kaiser und dem
Erzbischofe ausgebrochene Streitigkeit und die Seguestration
des Stiftes benutzen wollen, um sich mit des ersteren Hilfe
womöglich ganz von Mainz zu emancipiren und jetzt, durch
Halles Schicksal geschreckt, die Cyriaksburg erbaut 2). Im
Jahre 1482 folgte Albrecht auf dem erzbischöflichen Stuhle
1) v. Langenn, Albrecht der Beherzte (1838), S. 118 ff.
2) Stolle, Thüringische Chronik, S. 146 ff.