404 Albrecht der Beherzte. Kriege gegen
zugesagte, zu Frankfurt dann aufs neue versprochene Hilfe führte
er, während sein Bruder noch mit Matthias unterhandelte, an
den Rhein. Er war, Anfang 1475, der erste zu Andernach,
wo sich unter des Markgrafen Albrecht Achilles Oberbefehl das
Reichsheer, bei des Kaisers Laßheit freilich nuur langsam, zum
Entsatze von Neuß sammelte, und trug statt seines Bruders
Ernst dem Kaiser das Reichsbanner, daher er auch wohl in
Urkunden des Kaisers gewaltiger Marschalk und Bannermeister
heißt. Den Angriff der Burgunder auf das Reichsheer (24.
Mai half er siegreich abschlagen, worauf Karl die Belagerung
von Neuß aufhob. Auch die Art, wie er durch einen von
seinem Oheim Wilhelm ausgebrachten Befehl dessen Vasallen
nach Ablauf ihrer drei Pflichtmonate zu längerem Bleiben
zwang, zeigt hinlänglich seinen Eifer für den Kaiser und seinen
energischen Charakter. Nicht umsonst hieß er der Beherzte
(Animosus). Ihm gebührt neben Albrecht Achilles der Ruhm,
vor Neuß das Ansehen des Reichs gerettet zu haben. Freilich,
was die Weite des staatsmännischen Blickes, die tiefe Erfassung
politischer Combinationen betrifft, steht er mit jenem nicht auf
gleicher Höhe; er haftet mehr am Außerlichen, vor allem reizt
ihn das Abenteuerliche, das Glücksspiel im Scherz und Ernst,
auf dem Schlachtfelde wie am Würfelbrett, daher erklärlich ist,
daß sein Oheim Wilhelm ihn besonders werth hielt. Erscheint
in Albrecht Achilles schon etwas von dem modernen Staats-
mann, so lebt in Albrecht dem Beherzten noch mehr von dem
mittelalterlichen Ritter. Ein Meister in der Turnierkunst, be-
saß er eine außerordentliche Körperkraft, so daß er einst zu
Lübeck vom Turnier zum Tauz ging ohne die Rüstung abzu-
legen. Sein Thatendrang und Unternehmungsgeist führten ihn
1476 ins gelobte Land mit einem Gefolge von 119 Personen.
Auf der Reise nannte er sich nach seinem Geburtsort den
Junker von Grimma. Nachdem 56 heilige Orte besucht und
dafür bei jedem ein 7jähriger Ablaß erworben worden, mehre
der Begleiter beim heiligen Grabe aus des Herzogs Hand den
Nitterschlag empfangen hatten, hielten die heimkehrenden Wall-
fahrer am 5. December ihren feierlichen Einzug in Dresden,
Reliquien, z. B. ein Porphyrstück vom salomonischen Tempel