Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

Erfurt. Leipzig. 425 
dieser Krieg gegen die Böhmen, sondern auch der Bruderkrieg 
und das jetzt immer allgemeiner eingeführte Pulver („Donner- 
kraut“) machten der Stadt eine ganz neue und mächtigere 
Befestigung nöthig, da die frühere nur auf die alte Art 
des Krieges berechnet war. Auch zahlte die Stadt jährliche 
Summen an den Landgrafen Ludwig von Hessen und den Her- 
zog Heinrich von Braunschweig, um sich ihrer als Verbündeter 
und Beschützer bedienen zu können. Nach dem Bruderkriege 
wurde Erfurt in die mainzer Stiftsfehde zwischen Dietrich und 
Adolf mit verwickelt und zog daraus mannichfachen Vortheil. 
So bekam sie das Münzrecht und den halben (wegen der ge- 
ringhaltigen Münze) sehr einträglichen Schlageschatz. Dagegen 
erlitt es 1463 durch die Pest einen Verlust von 20,000 
Menschen und 1472 einen nicht geringeren durch eine ungeheure 
Feuersbrunst, die ein entlaufener und angeblich von Apel von 
Vitzthum gedungener Mäönch anlegte. Dies schadete vor Allem 
dem Handel ungemein, welcher auch durch die bereits oben 
(S. 403) berührten Zerwürfnisse mit den sächsischen Fürsten 
schwer zu leiden hatte. 
In Leipzig verkaufte 1434 Friedrich der Sanftmüthige 
dem Rathe die Obergerichte in und außer der Stadt für 
3000 Fl. Damals mehrte sich in Folge der kriegerischen Zeit 
die Schüützengesellschaft der Stadt so, daß man ihr 1443 eine 
zeitgemäße Umgestaltung geben mußte. Die Schützen wurden, 
nachdem der Bischof von Merseburg sie bestätigt hatte, in 
der Thomaskirche feierlich geweihet, nahmen den heiligen 
Sebastian zum Patron und erhielten 40 Tage Ablaß. Sie 
hatten ihren eigenen Altar, Meßpriester und Kaplan in der 
Thomaskirche 1). Gegen die Türken wurde damals gebetet 
und zu diesem Gebet das Mittagsläuten eingeführt. Zu ihren 
zwei Jahrmärkten erhielt die Stadt vom Kurfürsten, mit Gut- 
achten der Stände (1458), den Neujahrsmarkt, und 1466, 1468, 
1497 wurden diese drei Märkte mit kaiserlichen Privilegien, 
1) Hier nur beiläufig, daß damals eine Messe 3 Pfennige lostete 
und diese Münze (3 — Denar) von ihrem ursprünglich einer Pfanne 
ähnlichen Rande ihren Namen hatte.
	        
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