Charalter. Pilgerfahrt. Reform des Reichs. 41
1493 eine Pilgerreise zum gelobten Lande. Am heiligen Grabe
empfing Friedrich von Heinrich von Schaumburg, seinem Be-
gleiter, den NRitterschlag. 1)
Unterdeß war der alte Kaiser Friedrich III. nach mehr als
50jähriger Regierung 1493 gestorben. Der lebhafte, ritter-
liche Maximilian, das wahre Widerspiel seines Vaters, der
römische König, hatte den Thron bestiegen. Damit gewannen
auch die bisher immer fruchtlos gebliebenen Bestrebungen wegen
Reform der Reichsverfassung neucn Aufschwung. Auf dem denk-
würdigen Reichstage zu Worms 1495, wo auch Friedrich die
Belehnung mit seinen Ländern erhielt, unter denen schon des
Osterlandes nicht mehr namentlich gedacht wird, legte man die
Hand an das große Werk der Reform, welches nun zwei Jahr-
zehnte hindurch Angelpunkt der ganzen Reichspolitik blieb und
an welchem unter allen Fürsten nächst dem mainzer Erzbischof
Berthold (einem Grafen von Henneberg) Friedrich den hervor-
ragendsten Antheil hatte. Als Maximilian die Hilfe des Reichs
gegen Frankreich anrief, benutzten die Stände seine Bedrängniß,
um ihm seine Zustimmung zu den eingreifendsten Verfassungs=
änderungen abzudringen. Der allgemeine Landfriede wurde fest-
gesetzt, zu seiner Handhabung das Reichskammergericht nach ihren
Vorschlägen bestellt, als Ersatz für das abgelebte Lehenswesen
eine allgemeine Reichsauflage, der gemeine Pfennig, dessen Er-
hebung durch die Pfarrer geschehen sollte, bewilligt. Friedrich
beauftragte bereits seinen Bruder, darauf zu denken, wie man
die Unterthanen in Güte bewegen möchte, sich ohne Beschwerung
gutwillig zu dieser Anflage zu verstehen, aber dieselbe kam da-
mals überhaupt ulcht, später nuur mangelhaft zur Ausführung,
und auch der Kurfürst von Sachsen ließ auf dem Reichstag zu
Freiburg 1498 darüber die Erklärung abgeben: „-er habe den
größten Theil der Auflage eingezogen und sei bereit sie zu er-
legen; doch gebe es in Sachsen einige Herren, deren er nicht
mächtig sei und für die er sich nicht verpflichte".
Demn nicht einmal die Stände, geschweige der König, thaten
1) Den Bericht über diese Wallfahrt s. bei Spalatin, Friedrichs
des Weisen Leben und Zeitgeschichte, herausgegeben von Neudecker und
Preller (1851), S. 76 ff.
1493
1495
1498