Die packschen Händel. 498
Mißtrauen zu steigern. Es waren wirklich um jene Zeit einige
Fürsten, wie Georg von Sachsen, Erich von Braunschweig, in
Breslau zusammengekommen; Georg von Brandenburg hatte
dem Kurfürsten erzählt, man habe Joachim zu Breslau mit
einer mehrmals besiegelten Pergamenturkunde gehen sehen, und
Casimir, Georgs Bruder, habe, dem Tode nahe, von einem
Kriege gesprochen, der den die Reformation begünstigenden
Fürsten noch bevorstehe. Es lag auch in der Urkunde manches,
was gerade so nur mit der schlauesten Boöheit erfunden wer-
den konnte, der vorausgehende Krieg gegen Ungarn, die für
Philipp von Hessen günstige Klausel. Aber auch von Pack war
es erwiesen, daß er ein unredlicher, verschwenderischer und selbst
verleumderischer Mann war, der wieder aus Hessen an Georgs
Kanzler Pistoris gemeldet hatte, der Landgraf gehe auf den
Grund einer dumm und boshaft erfundenen Bundesformel mit
unruhigen Bewegungen um, worliber er sich bei Vorhaltung
des Briefes entschuldigte, er habe nur dem Kanzler Dunst
vormachen wollen, um in Dresden desto sicherer sich das Ori-
ginal der Urkunde verschaffen zu können. Philipp verijagte ihn
endlich aus Hessen, was wohl nicht geschehen wäre, wenn er
von Packs Aussagen etwas für sich zu fürchten gehabt hätte;
aber Georg verfolgte den unstät Herumirrenden unablässig,
entdeckte ihn 1536 in den Niederlanden, ließ ihn verhaften,
durch Folter ein Geständniß seines Betrugs erpressen und ihn zu
Mecheln enthaupten. Die Bischöfe von Mainz, Bamberg und
Würzburg zahlten 100,000 Thaler an Pbilipp für seine
Kriegskosten, und dieser steckte sein Schwert wieder in die
Scheide. Kursachsen verzichtete auf jede Entschädigung. Die
Ansicht der Gleichzeitigen war sehr getheilt. Die Kundigsten
von Allen, Luther, Spalatin und Sleidan, entscheiden nicht
dagegen, vielmehr ist der letztere der Meinung, es müsse etwas
der Art im Werke gewesen, aber noch nicht zum völligen Ab-
schluß gebracht worden sein. Nur hätte auch Luther nicht noch
Hinterher einc schriftliche Fehde über dies breslauer Bündniß
mit Georg auf seine derbe Art anfangen sollen, welche die
beiden sächsischen Fürsten erst im Juli 1529 durch den grim-
maischen Machtspruch beilegten, indem sie ihren Gelehrten und
1529