Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

König Heiurich J. 89 
er ihm später große Rechte elnräumte 1). Von weit größeren 
Folgen war es aber, daß es ihm bald darauf bei Werlaon 
(Werla am Harz unweit Goßlar) gelang, einen ihrer Hauptan- 
führer gefangen zu nehmen, für dessen Freilassung er ihnen einen 
gjährigen Waffenstillstand abnöthigte ) (924—932). Selbst 
dazu, ihnen jährlichen Tribut zu zahlen, verstand er sich, um 
die Hände frei zu bekommen, und nun benntzte er diese Zeit 
auf das einsichtigste, um das Reich zu befestigen und zu sichern. 
Zunächst, sobald die lothringischen Angelegenheiten es ihm ge- 
statteten, unternahm er die Bezwingung der Slaven auf der 
ganzen Ostgrenze von Böhmen bis zur Ostsee. Bis dahin 
hatten die Deutschen sich begnügt, die heidnischen Nachbarn von 
ihren Grenzen abzuwehren; Heinrich war der Erste, der zum 
Angriff gegen sie überging und näch einem bewußten Plane die 
deutsche Herrschaft auf slavischen Boden verpflanzte. 
Zuerst, wahrscheinlich im Winter 928 auf 929, wurden die 
Hevelder, ein Stamm der Wilzen, mit ihrer Hauptstadt 
Brenneburg, darauf die nördlich von ihnen an der Elbe woh- 
nenden Redarier, denen ein ostsächsischer Graf Bernhard vor- 
gesetzt wurde, und vielleicht chich schon die Abodriten, die wenig- 
stens seitdem unter den besiegten Völkern mit aufgezählt werden, 
bezwungen. So im Nordosten fertig, wendete er sich südwärts, 
um erst auf dem linken Elbufer die Unterwerfung der Dale- 
mincier zu vollenden. Diese scheinen das offene Feld verlassen 
und sich in ihre Hauptfestung Gana, Jahna zwischen Meißen 
und Lommatsch, zurückgezogen zu haben. Zwanzig Tage dauerte 
die Belagerung; dann Sturm, Eroberung, Blutbad und Plün- 
derung zum abschreckenden Exempel für andere Völker! Den 
Chronisten zufolge möchte man schließen, Heinrich sei von hier 
aus über die Elbe gegen die Milciener in der Gegend von 
Bautzen, die wie die Lusitzer mit den Böhmen im Bunde oder 
gar in Abhängigkeit von ihnen standen, gesetzt, habe sie über- 
wunden und dann sein Heer nach Böhmen selbst geführt. Prag 
mußte sich ergeben, Herzog Wenzeslav sein Land von Heinrich 
zu Lehen nehmen und Tribut versprechen. Damit war dem 
1) Thiotmar I1, 8. Pertz, SS. III. 739. 
2) Widukind 32. 
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