Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

Vermittlungsversuche. 505 
Dies alles durchkrenzte des Kaisers Pläne ganz. Erunst- 
licher als je von Osten her durch Solimans furchtbare Rüstun- 
gen bedroht, konnte er doch nicht im entferutesten auf den 
Beistand der Protestauten rechnen, so lange diese fürchten 
mußten, daß er nach Besiegung der Türken seine Waffen gegen 
sie kehren möchte. Aus diesem Grunde drang König Ferdinand 
in seinen Bruder, die Protestanten durch bestimmte Zusagen 
sicherzustellen, um sie zur Hilfsleistung gegen die Türken ge- 
neigt zu machen. So hatten bereits im Februar 1531 die 
Kurfürsten von Mainz und von der Pfalz eine Vermittlung 
mit den Protestanten unternommen, sie war aber an der For- 
derung der letzteren, daß vor jeder weiteren Verhandlung das 
Verfahren des Reichskammergerichtes in Sachen der geistlichen 
Güter eingestellt werden müsse, gescheitert, und erst auf erneute 
Vorstellungen Ferdinands ertheilte der Kaiser, als er den 
Reichstag nach Regensburg ausschrieb, dem Kammergericht die 
Weisung, sein fiscalisches Verfahren gegen die Protestanten zu 
suspendiren. Aber wie sehr hatte sich in kurzer Zeit die Gestalt 
der Dinge verändert! Jetzt waren es nicht mehr wie zu Augs- 
burg die Protestanten, die den Kaiser um Zugeständulsse an- 
flehten; der Kaiser war jetzt der Bittende, sie waren die Ge- 
währenden, Bedingungen Stellenden. So kam es, daß weder 
die von dem Kaiser au den Kurfürsten von Sachsen geschickten 
Grafen von Nassau und von Nuenar etwas ausrichteten, noch 
auch die von den Räthen der beiden vermittelnden Fürsten zu 
Schmalkalden (Anfang September 1531) mit denen der pro- 
testantischen Stände gepflogenen Unterhaudlungen zum Ziele 
führten. Trotzdem mußten die Vermittler, da die Nachrichten 
aus dem Osten immer schlimmer lanteten, noch einmal zu 
Schweinfurt (April 1532) ihr Glück versuchen, wo Johann 1687 
Friedrich (statt seines Vaters) gleich das Ansinnen wegen Fer- 
dinands Anerkennung als römischen Königs ganz verwarf; da- 
gegen ließen er und seine Bundesverwandten sich zu den beiden 
wichtigen Zugeständnissen vermögen, daß die Versicherung über 
die Einstellung der Prozesse aus Rücksicht auf die Katholischen 
nicht mit in den damaligen regensburger Reichstagsabschied 
(27. Juli) aufgenommen werde, da man dadurch die einst-
	        
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