Inneres. Mißtrauen der Protestanten. 611.
eingezogen waren, wurde eine Hauptschwierigleit. In, Thüringen
hob man sie mit 1200 Gulden eingezogener Klostereinkünfte,
indem man einen Geistlichen damals mit bloß 40—50 Gulden
befriedigen konnte. Daß der Kurfürst aus eigenen Mitteln
ctwas beigetragen, wird nicht bemerkt. Doch war er damals
im Stande, die auch für sein Bergwesen sehr wichtige Herr-
schaft Schwarzenberg von den Herren von Tettau für 20700
Gulden an sich zu bringen. Von manchem anderen Neben-
haudel, wie einem Vertrag mit Erfurt, welches nicht ohne
blutige Auftritte sich zur Reformation geneigt, und mit Herzog
Georg, in Beziehung auf die aus dem grimmaischen Macht-
spruche entstandenen. Irrungen, mußte der neue Kurfürst seine
Aufmerksamkeit auf seine politisch-religisse Stellung zum Kaiser
und Reich und zu seinen Bundesgenossen wenden.
Viele Umstände kamen zusammen, welche den Kurfürsten
überzeugen- mußten, daß der ganze Religionsfriede nur eine
dem Kaiser gut gelungene Verzögerung des Krieges bis zur
gelegenern Zeit hatte sein sollen. Denn daß er nicht zur per-
sönlichen Theilnahme am Türkenkriege, wie er gehofft und auch
dem Grafen von Nuenar geschrieben, eingeladen wurde, auch
die gewünschte Belehnung und die Bestätigung seiner Ver-
mählung nicht erhielt, mußte ihn enttäuschen und zugleich em-
pfindlich kränken. So suchte er nun auf einem Convent zu
Braunschweig die niedersächsischen Stände näher an den schmal-
kaldischen Bund zu fesseln, dann mit dem Gesandten von Eng-
land sich soweit einzulassen, daß er im Fall der Noth zwar
Hilfe, aber für jetzt doch noch keine Verpflichtung gegen Hein-
rich VIII. habe; er weigerte sich endlich, mit seiner Partei auf
einem Concilium in Italien zu erscheinen, wozu der päpstliche
Legat Rangoni ihn persönlich in Weimar eingeladen hatte, weil
man den Papst nicht als Richter, nur als Partei betrachten
köme. Nur ein deutsches Concilium versprach man zu be-
schicken, und selbst dies unter so viel Klauseln, daß die Ant-
wort (zu Schmalkalden, Juni 1533) eigentlich verneinend aus-
siel. Damit gab freilich Johann Friedrich Clemens VII. die
erwünschteste Antwort, der selbst von einem Concilium in
Deutschland nichts wissen wollte. Auch das Reichslammer-