Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

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4 Ungarnschlacht. 
völlig verändert und ihre Aufnahme sehr kalt. Die Dalemin- 
cier wußten, daß Heinrich zum Empfang der Feinde bereit war. 
Sie sollen den Ungarn einen fetten Hund vorgeworfen und ihren 
Zug mit Spottreden begleitet haben 1). Ohne sich jedoch hier 
aufzuhalten, drangen die Ungarn nach Thüringen vor und ver- 
wüsteten das ganze Land. Dann theilten sie sich in zwei Haufen; 
der eine zog westwärts um von Süden her einen Eingang 
nach Sachsen zu finden, wurde aber von den Thüringern und 
Sachsen angegriffen und geschlagen, die Flüchtigen erschlagen 
oder durch Hunger und Kälte aufgerieben. Der audere Haufe, 
der in den östlicheren Gegenden zurückgeblieben war, belagerte 
eine feste Burg (schwerlich Merseburg selbst, aber in dessen 
Nähe), welche der Thüringer Wido, Gemahl der unehelichen 
Schwester Heinrichs, mit vielen Schätzen bewohnte. Schon be- 
reiteten sie sich zum Sturm, als die Kunde von dem Unter- 
gange ihrer Gefährten und von dem Heranzug des Königs sie 
bewog die Belagerung aufzuheben; sie riefen ihre zerstreuten 
Schaaren durch Feuerzeichen herbei und begegneten dem Könige, 
der von Riade (vielleicht Nietheburg an der Unstrut) heranzog, 
15. März 933. Um Zeit zu einem entscheidenden Schlage 
zu gewinnen und um nicht die Ungarn durch den Anublick seiner 
Reitergeschwader in vorschnelle Flucht zu treiben, lockte er sie 
zuerst durch thüringisches Fußvolk heran. Sowie sie aber der 
gewappneten Reiterschaaren ansichtig wurden, jagten sie so hastig 
davon, daß nur Wenige zu ereilen den Verfolgern gelang. Ihr 
Lager wurde erstürmt, die Gefangenen darin befreit ). Seit 
dieser Zeit haben die Ungarn zwar nicht Deutschland überhaupt, 
doch Thüringen und das Sorbenland ziemlich verschont. Dies 
1) Waitz, Jahrb., S. 154: „Es klingt wie die Worte eines alten 
Liedes, was Widukind hier in sein Werk einfligt." 
2) Die Darstellung im Texte folgt dem Berichte des Widukind 
(I., 38) als dem einfachsten und demjenigen, dessen Verfasser besser unter- 
richtet sein konnte, als Lindprand (Antapod. II, 30. 31) und vollends 
Flodoard von Nheims (Annal. ad a. 933, Pertz, Mon. SS. III, 381). 
Daß jedoch auch diese nicht ganz Übersehen werden dürfen und in Widu- 
kinds Bericht Manches, namentlich der Ort der Schlacht, dunkel bleibt, 
stehe bei Waitz, Jahrb., S. 154 ff. und Excurs XIV, und Schäfer, 
Sachsen-Chronik I, 1—19.
	        
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