Die Beschickung des Koncils. 529
reichung desselben näher denn je. Dem während ihm der am
18. September 1544 zu Crespy mit Frankreich abgeschlossene
Friede freie Hand für sein Auftreten in den deutschen Ange-
legenheiten gab, wurde zugleich der Papst durch die Bestürzung
über die zu Speier gefaßten Beschlüsse, über das dort zwischen
dem Kaiser und dem schmalkaldischen Bunde scheinbar sich ent-
wickelude Einverständniß bewogen, ihm in der Frage wegen des
Koncils nachzugeben und numnehr für die wirkliche Eröffnung
des schon 1542 ausgeschriebenen ernstliche Anstalten zu treffen.
Auf dem Reichstag zu Worms 1545 sollte es sich entscheiden,
ob die Protestanten sich zur Beschickung des Koncils verstehen
würden. Thaten sie dies, so war damit keineswegs nur Karls
spanischer Rechtgläubigkeit Genüge gethan, sondern erst durch
das Koncil gelangte er dann zu dem wirklichen Besitze jener
kaiserlichen Machtvollkommenheit, welche einst seine Vorfahren
auf dem deutschen Thron als Oberhäupter der abendländischen
Christenheit besessen hatten; verwarfen sie es, so sonderten sie
sich damit offen von der allgemeinen christlichen Kirche ab und
es blieb dann dem Kaiser nur der Weg der Gewalt, sie zur
Anerkenmug desselben zu bringen.
Die Protestanten verwarfen es. Wie oft sie auch auf ein
Koncil gedrungen, sie hatten darunter ein freies, unter Theil-
nahme von Laien verstanden; von dem jetzt angekündigten, das
weder frei, noch allgemein, noch christlich sei, erwarteten sie
statt unparteiischer Untersuchung nur Verdammung ihrer Lehre,
sie forderten vor allem, daß die zuvor aufgerichteten Fried-
stände, die ihnen alle uur bis auf das in Aussicht genommene
Koncil gewährt waren, durch das Koncil nicht aufgehoben,
sondern bis zu christlicher Vergleichung beständig bleiben und
gehalten werden sollten; aber auch dies verweigerte der Kaiser.
Damit war der unversöhnliche Gegensatz zwischen dem Pro-
testantismus und den Tendenzen des Kaisers offen hervor-
gebrochen, Gewalt allein konnte zwischen ihnen entscheiden, und
Karl war entschlossen, sie zu gebrauchen. Des großen Türken-
kriegs, den alle Welt mit Spannung erwartete, entledigte er
sich durch einen Stillstand, für den selbst die Oingabe Ungarns
Böttiger, Geschichte Sachsens, 2. Aufl. 1.