Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

530 Kriegerische Absichten des Kaisers. 
ihm kein zu hoher Preis schien, durch den Kardinal Farnese, 
der sich zu Worms eingefunden, verständigte er sich mit dem 
Papst. Nur daß seine Rüstungen noch nicht vollendet waren, 
nöthigte, den Krieg bis zum Frühjahr zu verschieben, bis dahin 
den Schein friedlicher Gesinnung zu bewahren. Er bewilligte 
aufs neue ein Religionsgespräch, er unterließ auch auf die Vor- 
stellungen des kursächsischen Vicekanzlers Burkhard die beabsich- 
tigte förmliche. Belehnung Julius Pflugs mit den Regalien des 
Bisthums Naumburg-Zeiz, da der Kurfürst durch nichts dazu 
zu briugen war, diesen statt Amsdorfs anzuerkennen. 
Des Kaisers Absicht wurde vollständig erreicht; die Pro- 
testanten blieben in dem Wahn befangen, daß es ihm mit dem 
Frieden wirklich Ernst sei. Des Argwohns zwar konmten sie 
sich nicht ganz erwehren,, aber zu klarer Einsicht gestaltete er 
sich nie, noch“ weniger zu festem Entschlusse. Bereitwillig über- 
gaben sie dem Kaiser das braunschweiger Land zur Administration 
durch elnige Reichsfürsten unter der Bedingung, daß alle dort 
von den Fürsten seit der Besetzung getroffenen Einrichtungen 
bestehen bleiben sollten. Vor allen hatte Johann Friedrich kein 
Arg gegen den Kaiser und überreichte ihm in gutem Glauben 
den lauf Grund der Verabredungen zu. Speier von seinen 
wittenberger Theologen verfaßten Reformationsentwurf, wenn 
es auch wenig zu den Friedenshoffnungen paßte, daß er fast 
unter des Kaisers Augen Luthers Schriften „Von den Kon- 
cilien" und „Wider das Papstthum zu- Rom vom Teufel 
gestift“ vertheilen ließ. Zwar ließ er- won allen Kanzelm das 
Volk zur Buße. und Besserung ermahnen, um das Unglück ab- 
zuwenden, aber die Hilfe, welche noch zu Worms die Könige 
voit Eugland und Frankreich den Protestanten boten, wies er 
ab; weil bei dem falschen Franzosen keine Sicherheit und bei 
dem tyrannischen Heinrich, der nicht besser sei als der Papst, 
kein Segen sein könne; von einem Bündniß mit den Schweizern 
wollte er sowenig' hören wie der durch den Sacramentstreit 
gereizte Luther. So ehrenwerth auch die Onelle war, aus der 
dieses passive Verhalten des Kurfürsten entsprang, sein Gott- 
vertrauen, sein Nechtsgefühl, namentlich sein lebendiges Be- 
wußtsein der reichsständigen Pflicht gegen den Kaiser, so ver-
	        
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