586 Reichstag zu Regensburg 1546.
über Moritz wegen dessen Verhaltens im braunschweiger Kriege
zu rechtfertigen und die Freilassung des Herzogs zu erreichen
suchte, begab er sich zum Kaiser nach Mastricht, dort jeden
Zweifel an der Arfrichtigkeit seines Herrn zu beschwichtigen;
die Andeutungen, die er von Grauvella empfing, waren deutlich
genug, um über das, was bevorstehe, keinen Zweifel zu lassen;
dringend lud der Kaiser den Herzog zu persönlichem Erscheinen
auf dem bevorstehenden Reichstage ein, und Carlowitz beschwor
seinen Herrn, diesen letzten Akt der Tragödie nicht zu ver-
säumen.
Mitte April 1546 langte der Kaiser in Regensburg an,
am 5. Juni wurde der Reichstag eröffnet. Johann Friedrich
und Philipp erschienen gegen des Kaisers ausdrücklichen Wunsch
nicht in Person. Auch Moritz zunächst noch nicht; er machte
sein Erscheinen abhängig von der Aufnahme, welche seine For-
derung des Erbschutzes über die Stifter Magdeburg und Halber-
stadt und sein Anerbieten eines geheimen näheren Verständnisses
mit dem Kaiser, welche Carlowitz überbrachte, finden würden.
Um die nämliche Zeit hatte Philipp einen Tag nach Naum-
burg zu Ausgleichung der Gebrechen zwischen dem Kurfürsten
und Moritz angesetzt. Allein sobald von Grauvella günstige
Zusicherungen einliefen, sagte Moritz den naumburger Tag ab
und ging nach Regensburg.
Die verhängnißvolle Entscheidung war gefallen, der Niß,
der ihn von seinen Blutsverwandten, seinen Glaubensgenossen
trennte, vollbracht, der Sache des Protestantismus eine unbeil-
bare Wunde geschlagen, aber seinem Ehrgeiz die Bahn zu
großen Dingen eröffnet. Am 19. Juni schloß Moritz seinen
Bund mit dem Kaiser, sagte Türkenhilfe, Beiträge zum Kammer=
gericht, Unterwerfung unter das Koncil zu und gelobte, sich
in Religionssachen aller Neuerungen in seinen Landen zu ent-
halten. Dafür verlieh ihm der Kaiser das Schutzrecht über
die Stifter und versprach ein jährliches Provisionsgeld von
5000 Fl. für die Dienste, die der Herzog ihm geleistet und
die er „hinfort zu thun verpflichtet sein solle“. In einem
Gespräch zwischen dem Kaiser, Ferdinand und Moritz am fol-
genden Tage wurden bereits das Ziel des Kaisers und die für