Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

937 
939 
44 Siegfried der Legat. 
ein frühes Ende. Dobromirs Feste wurde nun von Boleslav 
erstürmt und ist lange Jahre wüst geblieben. 
Um diese Zeit (937) starb Siegfried der Legat, der Sachsen 
Erster, der Mächtigste nach dem Könige. Otto übertrug jetzt 
die Führung des Krieges gegen Böhmen Hermaun, dem jünge— 
ren Sohne des Grafen Billing, einem Verwandten seines 
Hauses, und dieser schlug die Böhmen so, daß Otto bald sie 
wieder unterworfen, wenigstens zur Zinspflichtigkeit gebracht sah 
und nach Sachsen eilen konnte. Hermann blieb als Markgraf 
über die von Neuem unterworfenen Wenden zurück und nahm 
gegen die nördlicheren Stämme dieselbe Stellung ein, wie Sieg- 
fried weiter im Süden besessen hatte. 
Über die für uns so wichtigen Verhältnisse des Legaten 
Siegfried schwebt leider manches Dunkel 1). Seine Legation 
war schwerlich ein bloßer Heerbefehl für einen bestimmten 
Krieg, sondern eine Ober-Grenzanfsicht Ostsachsens, eine erweiterte 
Grenzgrafschaft verbunden mit der Herrschaft über die Wenden- 
stämme an der Mittelelbe und jenseits bis zur Oder, be- 
sonders über die Milciener und Lausitzer, ursprünglich vielleicht 
sogar nichts Anderes als eine Stellvertretung des Königs. Von 
Merseburg aus verwaltete er seine legatio. Dort kommt er 
zuerst vor, als Graf im Hassagan zwischen Unstrut und Saale 
und wahrscheinlich auch im augrenzenden Frisonfeld; seine und 
Hatheburgs Mutter waren Schwestern. Sonach war er mit König 
Heinrich und dadurch auch mit Otto verwandt. Vielleicht war 
Asic, der die Merseburger führte und in Böhmen blieb, sein Sohn. 
Demn gleich nach Asies und Siegfrieds Tode machte Thank- 
mar, Ottos älterer Halbbruder, ein Sohn Heinrichs von der 
merseburgischen Hatheburg, gestützt auf diese seine Verwandt- 
schaft mit Siegfried, Ansprüche auf die durch dessen Tod er- 
ledigte Legation; sie wurde aber von Otto nicht ihm, sondern 
dem Grafen Gero gegeben. Darüber brach Thankmar 
mit seinem Bruder und fand bald darauf 939 in der 
Eresburg seinen Tod2). Auch in den unmittelbar darauf 
folgenden neuen Bruderzwist zwischen Otto und Heinrich wurde 
1) Die Hauptstelle Uber ihn: Widukind II, 9, dem Thietmar II, 1 
und der Annal. Sazo p. 599 nachgeschrieben haben. 
2) Thietmar II, 1.
	        
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