Marlgraf Gero. 45
Thüringen hineingezogen, ja von hier aus nahm er recht
eigentlich seinen Ausgang. Heinrich besaß in Thüringen viele
wichtige Städte, die er in die Hände seiner Getreuen gab, als
er von Saalfeld aus nach dem Rhein eilte, um in Gemein-
schaft mit Gisilbert die Fahne der Empörung zu erheben. Aber
die große Mehrzahl der Thüringer blieb dem Könige treu;
nach dem Kampf bei Birthen unterwarfen sich ihm ganz Sachsen
und Thüringen bis auf Merseburg und Scheidungen. In
jenem Orte wurde Heinrich zwei Monate lang von Otto belagert,
bis ein Waffenstillstand ihm erlaubte abzuziehen. In der könig-
lichen Villa Saalfeld trat 952 (in loco consillis funesto;
Widukind) auch Liudolf gegen König Otto, seinen Vater, auf,
aber die Verschwörung wurde im Keime erstickt; Dedi und
Wilhelm, zwei edle Thüringer, die sich bei Heinrichs Aufstand
dem Könige besonders treu erwiesen hatten, büßten diesmal
ihren Abfall mit Verbannung, und damit kehrte die Ruhe nach
Thüringen zurück.
2. Markgraf Gero im Limes sorableus.
Ueber die Abkunft dieses so mächtigen Mannes ist viel ge-
stritten worden; die genealogischen Verhältnisse, welche die
alten Chronisten liefern, reichen wenig aus und sind zum Theil
selbst fehlerhaft. Dazu kommt das häufige Wiederkehren der-
selben Namen, die nach Sitte jener Zeit durch keinen Besitzes-
titel unterschieden sind.
Gero entstammte einem an der untern Bode, vorzugsweise
aber im nördlichen Theile des Suevongaues begüterten Ge-
schlechte; hier, in dem Winkel zwischen Bode, Saale und Elbe,
erscheint er auch zuerst als Gaugraf des südöstlichen Nord-
thüringergaues. Nach dem kinderlosen Tode seines Bruders
Siegfried, der 936 das Kloster Gröningen an der Bode gründete
und zwischen 936 und 941 starb, erhielt er auch dessen Gra-
fenamt über den nördlichen Theil des Schwabengaues. Beider
Schwester Hidda, mit Markgraf Christian vermählt, war die
Mutter des Erzbischofs Gero von Köln und des Markgrafen
Thietmar 1), welche das von ihnen zu Thankmarisfeld bei
) Chron. Mont. Ser. ed. Eckstein, p. 34.
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936