562 Das albertinische Sachsen.
Kirche haftete, bildet einen auffallenden Gegensatz zu der freicn
Auffassung ihres großen Vaters. 1) Sie überlebte ihren Ge-
mahl bis 1510, wo sie zu Tharand, ihrem Wittwensitze, starb.
Außer den genannten 3 Söhnen war eine den Vater über-
lebende Prinzessin Katharine vorhanden, erst an den Erzherzog
Sigismund (den Letzten der tyroler Linie, gestorben 1496)
und dann an Herzog Erich den älteren von Braunschweig, ver-
mählt.
2. Das albertinische Sachsen zur Zeit der Neformation nuter Georg
dem Bärtigen (1500 —1539) und Heinrich dem Frommen
(1539 —1541).
Der kriegerische Albrecht war mit seinen Helventhaten auf
einen Abweg, der läuger dauernd seinem kleinen Lande sehr ge-
fährlich yätte werden können, gerathen. Georg leukte zeitig
wieder ein. Wir wollen glauben, daß seine gelehrte Erziehung
einigen Antheil daran gehabt. Wahrscheinlich entwickelte er dem
raschen, kriegsfreudigen Vater nicht soviel weltlichen Sinn, als
dieser wünschen mochte; denn er ließ ihn, den 15jährigen, sich
schon um ein Kanonicat zu Köln bewerben, was sich aber wegen
der Zweifel an seiner Mutter altadeliger Geburt zerschlug.
Schon im Jahr 1484 war er Domherr zu Meißen geworden.
Doch gab der Vater die geistlichen Pläne mit dem Sohne auf
und zog ihn bald zu der Regierung bei. Eine Menge eigen-
händig von ihm geschriebener Gutachten und Bedenken, Be-
weise seines Fleißes, liegen noch im dresdner Archiv. Seine
Gelehrsamkeit blieb nicht ohne Einfluß auf seine Regierung.
Mit Erasmus, dem Kardinal Sadolet, mit Luther wechselte er
Briefe und Schriften. Im Jahr 1496 vermählte er sich mit
König Casimirs von Polen Prinzessin Barbara, aber von allen
1) v. Langenn, Züge aus dem Familienleben der Herzogin Si-
donie (1852).
2) Sidonie (böhmisch Zdena) war noch vor der Thronbesteigung ihres
Vaters geboren, aber von altfreiherrlicher Abkunft, worüber Georg 1486
dem kölner Stifte Geburtsbriefe beibringen mußte. S. Sammlung ver-
mischter Nachrichten (Chemnitz 1769) III, 246.