578 Das albertinische Sachsen.
die Forderungen von Brandenburg wurden bald nachher, nach-
dem Melchior von Osse, der berühmteste Rechtsgelehrte Leipzigs
in jener Zeit, zuvor sein Gutachten hatte geben müssen, durch
Vergleich erledigt. Hessen dagegen ging damals leer aus in
Folge des heftigen Umvilleus, den man am dresdner Hofe über
Philipps Doppelehe mit Margaretha von der Saal empfand,
die derselbe bei seiner Schwester zu Nochlitz hatte kennen lernen.
Ja Katharina trieb es sogar so weit, daß Heinrich die Mutter
derselben 1540 auf ihrem Gute Schönfeld bei Dresden gefan-
gen nehmen und über die Wahrheit der anfangs sehr geheim
gehaltenen Sache scharf befragen ließ.
Auffallend aber war die Erscheinung, daß Heinrich allmäh-
lich immer lauer gegen den Kurfürsten und den schmalkaldischen
Bund (auf den von ihm beschickten Conventen zu Arnstadt und
Naumburg) wurde, dagegen aber eine Gesandtschaft an den
Kaiser schickte, die aber nicht allzu gnädig empfangen wurde.
Die Abneigung gegen Hessen wuchs, als sich Moritz eigenmächtig
und gegen den Willen seiner Eltern in Erfüllung früher ge-
schehener Verabredungen am 9. Jannar 1541 mit Pöilipps
schöner Tochter Agnes vermählte. Daß er seine eigenen Wege
gehe, hatte der Vater längst kopfschüttelnd bemerkt und darum
ihm einen Theil der väterlichen Liebe entzogen, und wenn auch
zuletzt auf Moritzens inständige Bitten eine Aussöhnung erfolgte,
so kehrte doch nie die alte Herzlichkeit in das Verhältuiß zwischen
Eltern und Sohn zurück. Elisabeth von Rochlitz, welche Kunde
erhalten hatte, daß Katharina eine Begünstigung ihres jüngeren
Sohnes im Sinne habe, fand es sogar für nothwendig, Moritz
vor den Anschlägen seiner Mutter, besonders auch des arglistigen
Anton von Schönberg, zu warnen und Johann Friedrich, der
sich seinem Vetter stets freundlich und wohlwollend erwies,
rieth ihm, sich sobald als möglich nach Dresden zu begeben,
damit er nicht an dem Seinen verkürzt und sein Regiment ver-
ringert werde. Wirklich verfügte Heinrich durch sein Testament
vom 5. Mai 1541, an dessen Entwerfung Anton von Schön-
berg wesentlichen Antheil hatte, der albertinischen Erbordnung
Nachrichten VI, 111 ff. und die Zusätze dazu aus handschriftlichen Acten
in Weisse, Geschichte der kursächs. Staalen 1II, 271ff.