Herzog Heinrich der Fromme. 579
ganz zuwider, daß seine Linder an seine beiden Söhne, Moritz
und August, kommen sollten, wogegen aber Moritz (6. August)
seierlich vor Notar und Zeugen protestirte und sich alle nach
dem albertinischen Erbvertrage ihm zukommenden Rechte vor-
behielt. Indessen nahm die Stumpfheit des alten Herzogs,
den oft genug die Sehnsucht nach seinem stillen Erzgebirge an-
wameln mochte, so zu, daß eine bedenkliche Stockung der Ge-
schäfte einzureißen begann. Zuletzt konnte man ihn laum noch
zur Unterschrift des Namens bringen. Das bewog etliche an-
gesehene Mitglieder des ständischen Ausschusses, den Heinrich
eben nach Dre sden berufen hatte, zu der Bitte, daß er Moritz
mit seiner Gemahlin, die bis dahin noch in Hessen geblieben
war, aun seinen Hof berufen und demselben einen Theil der
Regierungsgeschäfte übertragen mage. Dies that denn auch
Heinrich am 7. Angust. Aber bevor noch Moritz die Mit-
regentschaft autrat, machte ihn der schon am 18. August 1541
erfolgende Tod seines Vaters zum wirklichen Landesherrn. )
In seinem lieben Freiberg wollte Heinrich begraben sein. Dort
machten seine alten Freunde, die Knappen, ihm die Gruft im
Dome, und Bergmeister und Geschworne trugen ihn, den Ersten
einer ehrwürdigen Fürstenreihe, die dort begraben liegt. Seine
Tochter Sibylle war an den Herzog Franz von Lauenburg,
Emilie au Markgraf Georg von Ausbach, und Sidonie wurde
1545 an den Herzog Erich von Braunschweig vermählt, starb
aber geschieden von ihm in einem Kloster zu Weißenfels.
So kurz auch die Regierung Heinrichs war, so gewährte
sie doch dem Lande das herrliche Geschenk der Reformation,
und selbst die Passivität des Fürsten that ihr Vorschub. Man
hat ihn den Frommen genannt, er hieße besser der Gemüth-
liche oder der Patriarchalische. Auf ihn, einen Freund der
Ruhe und der Tafel, so daß schon Andere essen sehen ihm Freude
machte, mag man des Dichters Vers anwenden: „à mensa vitne
plenus conviva recessib!“ —
!) v. Langenn, Morit 1, 81—100.
2) Chronicon ruthmicum Hamelense in Fr. Sprengers Gesch.
der Stadt Hameln (1826, 8°%), S. 82. Doch wird nicht klar, was das
für eine Weiberconspiration gewesen, wegen welcher sie vertrieben wurde.
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1545