Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

Das leipziger Interim. 505 
digen, leitete er die Sache auf den Weg der Unterhandlung, 
immer aufs vorsichtigste den Schein vermeidend, als wolle er 
irgend etwas in Glaubenssachen gegen seiner Unterthauen Willen 
unternehmen. Während er selbst sich zu Jüterbock mit dem 
zur Annahme des Interims geucigten Kurfürsten Joachim be- 
sprach, ließ er durch seine Räthe, besonders durch Komerstadt, 
zu Zwickan, im August zu Pegau, im October zu Torgan mit 
den sächsischen Theologen Verhandlungen pflegen, die jedoch bei 
der in der Bevölkerung wie an der Universität allgemein 
herrschenden Abneigung gegen jede Nachgiebigkeit das Werk nur 
langsam und schrittweise vorwärts brachten, bis endlich auf 
ciner neuen Versammlung zu Klosterzelle die Vorstellung der 
Gefahr, welche fortgesetzter Widerstand gegen des Kaisers Willen 
nothwendig heraufbeschwären müsse, die Widerstrebenden zur 
Annahme des vorgelegten Entwurfs, des sogenaunten kleinen 
oder zellischen Jnterims bewog, und in dieser Form erhielt. 
derselbe uunmehr, von Melauchthon, Bugenhagen, Eber, Major 
und Pfeffinger durchgesehen und erweitert, mit Ausnahme der 
Gerichtsbarkeit der Bischöfe, die Zustimmung der zu Leipzig ver- 
sammelten Stände. Auf Grund dieses leipziger Interims 
wurde die schon in Celle entworfene Agende für die sächsischen. 
Linder vollendet, von den Superintendenten angenommen und als 
Landesgesetz publicirt. Eck war ein schwerer Schlag für den 
Protestantismus und wurde von seinen Bekennern als solcher 
empfunden, daß durch die wenn auch verhüllte Annahme des. 
Interims gerade in dem Lande, von welchem die kirchliche Be- 
wegung ausgegangen war, für die Zurückführung der Abge- 
wichenen zur alten Kirche der entscheidende Schritt gethau schien. 
Aber unbeirrt durch die Zornausbrüche der protestantischen 
Eiferer, die das IJuterim als einen Verrath an der guten Sache 
verschrieen, war Moritz zufricden, die Dinge vorerst in ein 
ruhiges Gleis gebracht zu haben; nirgends in seinem Lande 
wurde das Juterim mit Strenge durchgesetzt 1). 
1) Die meisien Auderungen warcn in der äußern Form des Gottes- 
diensles, z. B. die Lichter auf dem Altare, die Chorröcke, die Confirmation 
(doch ohne Chrisma) wurden hergestellt, die letzte Olung gestattet, einige 
Feiertage, z. B. das Frohnleichnamsfest, wieder eingeführt und das Fasten. 
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