Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

600 Kurfürst Moritz. 
um die 1549 ernenerte Acht an der rebellischen Stadt zu voll- 
strecken; auch Moritz, der schon als Schutzherr des Erzstiftes 
näher als jeder audere bei der Sache betheiligt war, zögerte 
sich darauf einzulassen, trotz der heftigen Schmähschriften, die 
von hier gegen ihn ausgingen und in denen namentlich Matth. 
Flacins den Adiaphorismus des Kurfürsten züchtigte. Dem 
er fand es bedenklich, durch Gewaltmaßregeln gegen diecse letzte 
Stütze des Evangeliums den Zorn der Protestauten noch bef- 
tiger gegen sich zu reizen, den Anhang der Stadt vielleicht nur 
noch zu mehren. Schon rüsteten die norddeutschen Seestädte, 
man wußte nicht gegen wen. Daher er auch zu Eisleben 
(October) und zu Halle (December 1548), wo man über 
Magdeburg verhandelte, die Acht nur durch Aufhebung alles 
Verkehrs mit der Stadt zu vollziehen rieth. Aber voch ließ 
er gleichzeitig dem König Ferdinand vorstellen „man müsse das 
Feuer im Anfang dämpfen, sonst käme ein viel größeres aus“. 
Denn mußte einmal der Krieg gegen Magdeburg geführt werden, 
so sollte wenigsteus kein anderer als er selbst, als er allein 
es thun. Auch Carlowitz warnte vor der Gefahr, welche ent- 
stehen werde, wenn sich der Kaiser der Execution selbst unter- 
ziehen sollte. Als daher Herzog Georg von Mecklenburg, der 
dem nach der mühlberger Schlacht in sein VLand zurückgekebrten 
Herzoge Heinrich gegen die Stadt Braunschweig beigestanden 
hatte, auch gegen Magdeburg Feindseligkeiten zu verüben be- 
gaun und sich nun auch die benachbarten Fürsten einmischten, 
damit jener sich nicht etwa hier festsetze, eilte Moritz alsbald 
herbei, nahm Georg und sein Kriegsvolk auf drei Monate in 
Sold und eröffnete nun (October 1550) die förmliche Be- 
lagerung, ohne auf die. Bitte seiner Stände, daß er sich in 
diese Angelegenheit nicht tiefer einlassen möge als jeder andere 
Reichsstand, zu achten. Ein Kreistag der ober= und nieder- 
sächsischen Stände beschloß, daß Moritz dem Erzbischof Hilfe 
leisten solle, aber niemand wollte für die Kosten aufkommen, 
bis endlich der Reichstag ihm den Krieg im Namen und auf 
Kosten des Reiches übertrug, ihm für die schon aufgewandten 
Unkosten 100000 Goldgulden und 60000 für jeden folgenden 
Monat verwilligte; Lazarns von Schwendi erschien als kaiser-
	        
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