640 Inneres 1485 — 1553.
Collegiaturen trugen zwischen 30— 60 Gülden; wer nicht eine
Dompfründe, ein Kanonicat oder sonst ein Amt daneben hatte,
mochte trotz der wohlfeilen Preise darben. Darum gab zu
besserer Besoldung Moritz jährliche 2000 Fl. aus den Kloster-
renten von Petersberg und Pegau. Seiner Stipendien und
Freitische ist gedacht. Die der Universität geschenkten fünf neuen
Dörfer, die Gebäude des Paulinerklosters riefen das nachber
so wichtige Verwaltungskollegium der Decemviri ins Leben. Die
Promotionen wurden immer zahlreicher. Von 1513— 1565
wurden 583 Magister, 2277 Baccalaurei creirt. Die Biblio
thek wuchs durch die des Pauliner-, Thomas= und Minoriten=
Klosters zu Leipzig, am meisten aber durch die der Klöster zu
Altenzelle, Pegan, Salza, Petersberg, Chemnitz, Buchau und
Pirna. Die Methode des Unterrichts enthob sich allmählich
den Fesseln der Scholastik. Unter den Lehrern sind die Juristen
Pet. Loriot aus Burgund, Pistorius, Mordeisen, Fachs zu er.
wähnen, der Astronom Hommel (Tycho de Brahe's Lehrer), die
gelehrten Aerzte Heinrich Stromer (Dr. Anerbach), RNourad
Tocler (Noricus); 1541 wurde auf Melanchthons Empfehlung
Joachim Camerarius nach Leipzig berufen und wirkte daselbst
in dessen Geiste im Verein mit den Theologen Kaspar Börner,
der zugleich Mathematiker und Bibliothekar und sechsmal nact
einander Nector war, Alex. Alesius dem Schotten, Bernh. Ziegler
und Johann Pfeffinger.
Berühmter war unbestritten damals Wittenberg, von
einer großen Anzahl Ausländer besucht 1), von den Fürstei
ernestinischer Linie reich ausgestattet. Jeder der Fürsten g#
währte ihr in einer sogenannten Fundation 1536, 1548, 155,,
neue Vortheile und Nechte. Sie erhielt obere und niederr
Gerichtsbarkeit, Befreinng von den gewöhnlichen Abgaben,
grnecorum et grammaticue. Schneider, Chronicon lis##icuse (iils.
1655). Die Lausitzer wurden damals von der meißner Nation getrennt
und zu den Polen geschlagen. Verzeichnisse der Rectoren und Decane am
Schlusse seincs 6. Buches. über die Zahl der Promotionen s. Drobise
in Ber. d. k. s. G. d. W. 1849, S. 69.
1) Album Acudemiac Vitebergensis ab a. MIII usque ad a.
MDLX ed. Förstemann 1841.