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Universitälen. Denn bisher war es fast Ton gewesen im Aus-
lande zu studiren und zu promoviren?), was allerdings auch
nicht ohne Vortheil für Sachsen blieb. Besonders brachte man
Vorliebe für humanistische Studien aus Italien mit. Manchen
tüchtigen Gelehrten gab Sachsen dem Auslande, wie den be-
rühmten Juristen Haloander aus Zwickan (7 1531 zu Venedig),
oder den Mathematiker Peter Apianus oder Bienewitz aus der
Gegend von Leisnig, bei dem selbst Kaiser Karl V. noch Unter-
richt genommen und welcher als Professor zu Ingolstadt ver-
starb. Doch noch war Sachsen reich an manchen Andern, die
einen guten Namen in der Literatur erhielten. Paul Rebhun,
seit ungefähr 1543 Superintendent zu Oelsnitz, war der erste,
der das Metrum des deutschen Dramas einer Regel unterwarf,
indem er seine Schauspiele in jambischen und trochäischen Versen
dichtete. Des annaberger Bergschreibers Adam Riese berühmtes
Rechenbuch war auch außer Sachsen lange in Ansehn. In seine
Fußtapfen traten die drei Söhne Abraham, Isaak und Jacob.
Im Felde der Naturgeschichte zeichnete sich Georg Agricola
(Bauer) aus Glauchau aus. Philolog und Arzt, wurde er
nachher Urheber des ersten auf äußere Kennzeichen der Fossilien
gegründeten Systems der Mineralogie und der ersten Mineralten-
sammlung in Sachsen. Gemeiniglich verband man mehre
Wissenschaften mit einander, weil das Feld derselben damals
noch nicht so unermeßlich war. So war der zwickauer Bürger-
meister Erasmus Stella oder Stühler (11521) Philolog, Arzt,
und bereicherte nebenbei in seinen antiquarischen und histori-
schen Schriften die sächsische Geschichte mit einer Menge eigener
Erfindungen. Geschichtliche Werke haben Georg Fabricius,
Melanchthon und der Bürgermeister von Merseburg, Erust
Brotuff, hinterlassen; der pirnaische Mönch Lindner compilirte
2) Petr. Albinus (Weise), Connnentarins e## Misnin (1589) giebt
im 25. Kapitel ein großes Verzeichniß sächsischer Gelehrten des 15. und
16. Jahrhunderts, unter denen ein großer Theil noch im Anslande
goildet war; unter ihnen viele vom Adel. Besonders fruchtbar war
Zwickau an nachherigen Gelehrten. Durch seine Schicksale als Freund
und Feind des Erasmus ist ouch Heinrich aus Eppendorf bei Oderan
(ib., p. 344) merkwürdig.