Unionsversuche. 99
sofortige Execution zu hintertreiben, so erklärten die Gesandten
der drei evangelischen Kurfürsten sich ferner nicht mehr an den
Berathungen betheiligen zu können und reisten ab. Nachdem
hierauf der Kurfürst von Sachsen sich mit dem Pfalzgrafen im
November zu Dresden nochmals über das Weitere verständigt
hatte, lud er die Räthe der für seinen Plan gewonnenen Fürsten
zu einer Berathung nach Torgau ein (23. Januar /2. Februar]
1591), deren wahrer Zweck unter ostensibeln Besprechungen
anderer Angelegenheiten verdeckt werden sollte. Obgleich auch
hier der mecklenburgische Gesandte sich absonderte, indem er
erklärte, er sei nur gekommen um zuzuhören und seinem Her-
zoge Bericht abzustatten, der dieser sich nicht in eine Vereinigung
mit Ständen einlassen wolle, die in Glaubeussachen nicht mit
ihm übereinstimmten, so einigte man sich in diesen geheimen
Berathungen doch über den Entwurf zu einem auf 15 Jahre
zu schließenden Bündnisse, das weder gegen den Kaiser oder
einen andern Stand des Reichs, der sich dessen Ordnungen ge-
mäß erzeige, noch zum Bruch des Religions= und Profanfrie-
dens, sondern vielmehr zu Bestärkung desselben und zu besserer
Wahrung von Frieden und Einigkeit im Reiche, zur Erhaltung
und Fortpflanzung der göttlichen Wahrheit, wie dieselbe in der
angsburger Confession und der Apologie begriffen, vermeint
sein sollte; ferner kam man überein, dem Könige von Frank-
reich ein Hilfsheer zu werben. Mit dieser guten Nachricht
konnte der Kurfürst den von Heinrich IV. an ihn gesandten
Vicomte von Turenne empfangen, dessen Werbung die Königin
Elisabeth durch Absendung des Horatio Pallavicini unterstützte ).
Das Heer zog auch wirklich trotz des vom Kaiser erhobenen
Widerspruchs, 14000 Mam zu Fuß und 20 Cornets Reiter
stark, unter Christian von Anhalt über den Rhein und stieß
in der Champagne zum König; außerdem schickte ihm der
Kurfürst, den Elisabeth mit Recht den Urheber der ganzen
Unternehmung nannte, eine bedentende Geldsumme, 60000,
1) Christians Schreiben an Elisabeth in Schöttgen u. Kreißig,
Diplom. Nachlese IV, 356; VII, 468.
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1691