100 Kurfürst Christian I.
nach anderen 100000 Fl., und gestattete dem Marschall Schom-
berg in Sachsen Werbungen für den König.
Da die Spanier noch immer im Reiche standen, so erboten
sich die in Torgau vertreten gewesenen Fürsten in einem von
Crell entworfenen Schreiben an den Kaiser nochmals zu der
in Frankfurt versprochenen Kreishilfe, wenn die Execution
sofort vollzogen würde; aber der Kaiser lehnte ihr Anerbieten
ab. Auch die Sache der Union wollte nicht vorwärts. Deun
wen auch die brandenburgischen und hessischen Fürsten sowie
der Pfalzgraf dem torgauer Entwurfe alsbald zustimmten, auch
die Ernestiner, die Herzöge von Grubenhagen und Georg von
Anhalt dafür gewonnen wurden, so- trat dagegen Herzog Hein-
rich Julius von Braunschweig erst nach fünfmonatlichen Verhand-
lungen und auch dann nur bedingungsweise bei, der Herzog
von Würtemberg lehnte geradezu ab. Eben stand der Kurfürst im
Begriff das Bündniß wenigstens mit den bisher. Beigetretenen,
obgleich auch diese keineswegs großen Eifer zeigten, zum Ab-
schluß zu bringen, als sein frühzeitiger Tod die erst lose ge-
knüpften Fäden wieder zerriß. Das Wort, welches er einst
voll Ummuths gegen den Pfalzgrafen gesprochen, „er sehe wohl,
daß eine solche Verbindung nie zu Stande kommen werde, es
würden denn einst die Protestanten durch die höchste Noth dazu
gezwungen“, sollte buchstäblich in Erfüllung gehen. Zerfahren
und in sich zerspalten, blieben sie dem seines Zieles bewußten
Angriffe der Katholiken bloßgestellt, bis es zu spät war, um
ihn ohne schwere Verluste abzuwehren!d.
Augenfälliger noch als in der äußeren Politik vollzog sich
der Abfall vom orthodoxen Lutherthum in der inneren. Schon
1587 wurde bei Gelegenheit einer Visitation der Universitäken
die Verpflichtung auf die Concordienformel, dieses Haupthinder=
1) über diese bisher unbekannten Vorgänge vergl. Mussat, Die Ver-
handlungen der protestantischen Fürsten in den Jahren 1590 u. 1591 zu
Gründung einer Union; Vortrag in der k. Akad. d. Wissensch. z. München
(1865), leider ohne Angabe der Quclien, und Helbig, Zur Geschichte
der kursächsischen Politik 1590 u. 1591 im Archiv für sächs. Geschichte
VII, 287 ff.