Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Zweiter Band: Von der Mitte des sechzehnten bis zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. (2)

1618 
126 Kurfürst Johann Georg I. 
Cardinal, sondern nur als kaiserlichen Minister behandelte, 
wenn unur die Zusage der sächsischen Stimme für Ferdinand 
bei der nächsten Kaiserwahl erlangt wurde; — eine Neigung, 
welche dieser zu Christians II. Wittwe an den Tag legte, 
schien die Freundschaft noch inniger machen zu sollen 1). Graf 
Hans Georg von Hohenzollern blieb als kaiserlicher Gesandter 
in Dresden zurück. Zwar gab sich unmittelbar darauf der 
Kurfürst von der Pfalz, der ebenfalls persönlich nach Dresden 
kam, von Brandenburg unterstützt, die größte Mühe, um Johann 
Georg in Sachen der Wahl zu einem gemeinschaftlichen Auf- 
treten mit seinen beiden weltlichen Mitkurfürsten zu be- 
wegen; aber es war alles vergebens. Was wollte es da 
bedeuten, daß man vom 31. October bis 2. November das 
erste Jubilänm der Reformation als einen Sieg des Evan- 
geliums über den Antichrist feierte, die Universitäten dazu 
Disputationen und Promotionen veranstalteten! War doch des 
Kurfürsten eigener Oberhofprediger HoS v. Hoönegg (der 
erste, der diesen Titel führte, geboren 1580 zu Wien), wie 
es scheint, nicht bloß aus leidenschaftlichem Haß gegen die 
Calvinisten, sondern zugleich aus Eigennutz der eifrigste Ver- 
fechter des österreichischen Interesses !#) 
In solcher Lage traf Kursachsen der Ausbruch des dreißig- 
jährigen Krieges. Am 23. Mai 1öls begam mit der folgen- 
schweren Defeuestration zu Prag der Aufstand der Böhmen. 2) 
Keinen Staat berührten diese Vorgänge so nahe, wie Kursachsen, 
welches damals confessionell wie politisch mit Böhmen in 
1) Khevenhiller, Annales Ferdinandei (1723) VIII, 1147 sgq. 
Hasche, Gesch. v. Dresden III, 127. — Thuanns, llist. sui temp. 
(1628) III, 780. 
2) „Les bonnes intentions de ce prince furent Eludécs par diverses 
bricottes, et la graine de Pérou, semée en la cour et en son conseil 
fut jugee n’'avoir pas esté de tont sans fruict. On ent la derteriteé non 
seulement de gagner quelqucs uns qui avorcnt du pouvoir dans son 
conseil, mais aussi 4) fair cooperer celuy, dui avoit la direction ae 
sa consciencc.“ Spanheim, Mémoires de Louise Juliane. 
3) über das Folgende siehe Müller, Füluf Bücher vom böhmischen 
Kriege (Forschungen zur neneren dentschen Geschichte III (1811).
	        
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