Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Zweiter Band: Von der Mitte des sechzehnten bis zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. (2)

Der böhmische Aufstand. 11 
sei, festgestellt werde, konnte es gegen den Widerspruch der 
drei geistlichen Kurfürsten durchsetzen, da es in diesem Punkte 
von Kurpfalz im Stiche gelassen wurde. Dafür fand freilich 
der pfälzische Gesandte v. Dohna, der unter den protestantischen 
Candidaten für den Thron auch Johann Georg naunte und 
die Erklärung brachte, daß Pfalz für Maximilian von Baiern 
stimmen werde, nichts weniger als freundliches Gehör in Dresden, 
wohin es wohl kaum noch der Sendung des Freiherrn v. 
Strahlendorf bedurft hätte, um den Kurfürsten für Ferdinand 
zu stimmen. Deun in demselben Maße, als die pfälzischen 
Bestrebungen sich darauf richteten, die Kaiserkrone von Oster= 
reich zu treunen, war Kursachsen gewohnt in der Verbindung 
derselben mit dem Erzhause den Halt und Hort für den Be- 
stand der gesammten Reichsordnung zu sehen, und dazu kam 
nun jetzt noch die Aussicht auf die Erwerbung der Lausitzen. 
Am 28. August wurde auf Sachsens Vorschlag Ferdinand ein- 
hellig zum Kaiser erwählt. 
Zwei Tage vorher waren in Prag die Wirrfel gefallen. 
Bereits lange vor der prager Defenestration stand den Böhmen 
der Plan fesl, sich vom Hause Österreich loszusagen; nach mehr 
als einer Seite suchten ihre Augen nach einem Könige ihrer 
Wahl; nur, wie ein 1614 nach Sachsen gelangter Brief sich 
ausdrückte, wollten sie nicht den Anfang machen, sondern warten, 
„bis man sic beißen thäte, und dann wüßten sie keinen treff- 
lichern König zu wählen als den Kurfürsten von Sachsen“ 1). 
Auf diesen hielt seitdem eine nicht unbeträchtliche Partei des 
böhmischen Adels unter einem Iungendfreunde desselben, dem 
Grafen Schlick, ihr Angenmerk gerichtet. Denn zu schwach, 
um aus eigner Kraft ihre Unabhängigkeit zu behaupten, 
hatten die Böhmen von vornherein nur die Wahl, ob sie sich 
der ersten lutherischen oder der ersten calvinistischen Macht, ob 
Kursachsen oder Kurpfalz, in die Arme werfen wollten. Die 
ronfessionelle Verwandtschaft, die Gewißheit, daß eine Erwählung 
des pfälzischen Nivalen Sachsen sofort auf die Seite des recht- 
mäßigen Königs treiben werde, die Unzuverlässigkeit der Union, 
1) Müller a. a. O., S. 20. 
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