Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Zweiter Band: Von der Mitte des sechzehnten bis zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. (2)

140 Kurfürst Johaun Georg 1. 
Hilfe zu verhandeln. 1) Hier beschloß man nun zwar sich durch 
Aufstellung von 2000 Mann zu Roß und 600 zu Fuß in 
Vertheidigungsstand zu setzen; dem Gesuche der Niedersachsen 
aber um Unterstützung ihrer bewaffneten Neutralität wurde, 
da Rursachsen aus engstlicher Schen, durch Unterstützung der 
bedrängten Protestanten etwa den Anhängern des Pfalzgrafen 
Vorschub zu leisten, sich dagegen erklärte, keine Folge gegeben. 
Es geschah wohl nicht ohne die Absicht, auf die Stimmung 
seines Verbündeten einzuwirken, daß der Kaiser ihm jetzt, 13. und 
20. Juui 1623, für die aufgewandten und zu 6,7909219 Thlr. 
berechneten Kriegskosten wirklich in den unterpfändlichen Besitz 
der Lausitzen feierlich einsetzte; die vier obersten Beamten, der 
Landvoigt, der Landeshauptmann, der Gegenhäudler und der 
Kammerfiscal, sollten sowohl in kaiserlicher als in kurfürstlicher 
Pflicht stehen, der Religionsstand und die Privilegien des Landes 
wurden von neuem anerkannt und bestätigt.:) Demnoch be- 
schwichtigte dies des Kurfürsten Widerspruch gegen das Verfahren 
des Kaisers noch keineswegs. Erst nach mehrfachen, haupt- 
sächlich durch Landgraf Ludwig von Hessen-Darmstadt gepflogenen 
Unterhandlungen brachte ihn Kirfürst Schweikhart von Mainz 
zu Schleusingen, Juni 1624, dahin, daß er Maximilian, jedoch 
nur auf Lebenszeit und ohne Nachtheil für die NRechte des 
kurpfälzischen Hauses als Kurfürsten auerkannte und in die 
Aufnahme desselben in den Kurverein willigte, ohne jedoch die 
Entfernung der Kriegsheere aus den Ländern der evangelischen 
Stände, welche er anfangs zur Bedingung seiner Zustimmung 
gemacht hatte, erreicht zu haben. Brandenburgs Widerstand 
dagegen wich auch Johann Georgs Bemühungen nicht und 
wurde erst durch Wallensteins furchtbare Nähe gebrochen. Großes 
hatte der Kaiser erreicht, aber Weniges schien ihm ausreichend 
um Johann Georg beim Guten zu erhalten: er gab ihm 1615 
1) v. Hellfeld, Beiträge z. Staatsrecht u. Gesch. v. Sachsen 
(1788) II, 208 ff. u. Gretschel, Gesch. d. sächs. Volkes II. 224 f. 
2) Die Immissionsurkunde und Receß wegen der Odberlausitz bei 
Grosser, Lausitzer Merkwürdigkeiten, S. 244 ff., die wegen der Nieder- 
lansitz sehlen; Weiße IV, 277.
	        
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