Pfälzisch-nicdersächsischer Krieg. 141
auf die Grafschaft Hanau, auf Schwarzburg und vie braun-
schweigischen Reichslehen Herzogs Friedrich Ulrich, soweit fie
nicht in gesammter Hand der übrigen Herzüge begrissen waren,
Anwartschaften, von denen fast keine verwirklicht worden ist,
außerdem 1627 das Prädikat „Durchlauchtig"“ statt „„Guaden“
und die Anrede „Euer Liebden“ statt des bisherigen „Deine
Viebden“ 1).
3. Kursachsen während des däuischen und schwedischen Krieges bis zum
Prager Frieden, 1623—1685.
Eine Hauptquelle, aus der die bisherige Nachgiebigkeit des
Kurfürsten von Sachsen geflossen war, bestand in der Hoffnung,
auf diesem Wege am ehesten zur Wiederherstellung des von ihm so
heiß ersehnten Friedeus zu gelangen. Als sich dennoch der pfälzische
Krieg nach Niedersachsen verzweigte, hatte er ängstlich dauach
gestrebt, ihn in mäglichst enge Grenzen einzuschließen, und selbst
als Kursachsen schon von Einquartierungen und Durchzügen be-
rührt wurde, beschränkte sich der obersächsische Kreistag zu
Leipzig 1626 auf den Beschluß, daß jeder sich der Gefahr er-
wehren solle, so gut er fkönne. In der Hand des Kaisers hätte
es jetzt gelegen, dem Reiche den Frieden wiederzugeben; aber
noch nie haben Fauatismus und Herrschsucht die Grenze finden
können, wo ihnen der eigene Vortheil iunczuhalten gebietet.
War biöher schon auf jede Nachgiebigkeit von Seiten Kursachsens
ein neuer Angriff von Seiten des Kaisers gefolgt, so spornten
jetzt die Beseitigung des Widerspruchs gegen die bairische Kur,
der Besitz der durch Wallenstein geschaffenen Kriegsmacht und
das Waffenglück in Norddentschland, die völlige Vernichtung
des Protestantismus rücksichstloser und gewaltsamer als je zu
verfolgen. Was die Schaffung einer katholischen Majorität
im Kurcollegium zu bedenten habe, erwies sich, als dieselbe auf
dem Kurfürstentage zu Mühlhausen 1627, wo zum ersteumale
die Restitution der seit dem passauer Vortrage „profanirten“
geistlichen Güter zur Sprache kam, dem Kaiser direct das Recht
zusprach, die Herausgabe derselben zu befehlen. Zweifel, ob
1!) Miüller, Annalen, S. 327. 334.
1624
1627