Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Zweiter Band: Von der Mitte des sechzehnten bis zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. (2)

Restitutionsedict. Collegialtag zu Regensburg. 143 
sich, furchtbarer durch die Willkür, mit der es vollzogen wurde! 
Diesen Stößen begann die Letargie des Kurfürsten von Sachsen, 
wenn auch nur langsam, stückweise und selbst widerwillig zu 
weichen. Sein Anschluß an die katholische Partei, seine Hin- 
gabe an den Kaiser hatten, wie ihn selbst so das ganze Reich 
immer tiefer in Bedrängniß gebracht; was Wunder, daß er 
sich jetzt wieder mehr seinen Glaubenögenossen zuzuwenden be- 
gann? Das nahezu verscherzte Zutrauen derselben wiederzu- 
gewinnen, ließ er von einer zu Leipzig im November 1628 
zusammengetretenen Versammlung der vornehmsten Theologen 
seines Landes eine „Nothwendige Vertheidigung des heiligen rö- 
mischen Reichs evangelischen Kurfürsten und Stände Augapfels“ 
veröffentlichen, in deren Vorrede er geradezu erklärte: „daß man 
auf solche Weise wie bisher seinen und seiner Glaubensgenossen 
Augapfel antaste und sie da angreife, wo keine Geduld Platz 
haben könne noch solle“. · 
Aber nicht von Kursachsen ging die Action gegen den im 
Zenith seiner Macht stehenden Kaiser aus; sondern von der 
Liga, die sich in ihrer Libertät nicht minder als die evangelischen 
Stände bedroht und durch Wallenstein um den Alleinbesitz des 
Einflusses gebracht sah. Derselbe Collegialtag, den der Kaiser 
nach Regensburg berufen hatte, um dort durch die Wahl seines 
Sohnes zum römischen König seinem Werke den Schlußstein 
einzufügen, war von ihr ausersehen worden, um den Angriff 
zu eröffnen. Ihr Plan, durch eine gemeinschaftliche kurfürstliche 
Opposition der kaiserlichen Politik Halt zu gebieten, würde 
vielleicht gelungen sein, wenn Johann Georg ihrer Einladung, 
der von ihnen beabsichtigten kurfürstlichen Defensionsordnung bei- 
zutreten, gefolgt wäre. Allein so ohne weiteres war dieser 
jetzt nicht mehr zu gewinnen; er verlangte zu wissen, ob die 
evangelischen Kurfürsten nur zum Unterhalte des liguistischen 
Hreres beistenern oder auch ihrerseits eine Truppenmacht auf- 
stellen sollten. Gerade das aber durfte die Liga nimmermehr 
zugestehen, wollte sie nicht selbst der eben erst niedergeworfenen 
evangelischen Partei die Wassen wieder in die Hand geben; 
lieber verzichtete sie auf ihren ursprünglichen Plan und be-
	        
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