Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Zweiter Band: Von der Mitte des sechzehnten bis zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. (2)

144 Kurfürst Johann Georg l. 
schloß uun ohne Sachsen und Brandenburg zu handeln. Auch 
dem Kaiser lag der Wahl wegen viel an dem persönlichen 
Erscheinen der beiden evangelischen Kurfürsten in Regensburg: 
aber bemruhigt durch die brutale Ausführung des Restitutions- 
edicts zeigte Johann Georg hierzu durchaus keine Neigung, 
sondern machte dasselbe von der Abdankung des Kriegsvolkes 
und der Einstellung „der anitzo fürgehenden und nunmehr im 
Janzen Reiche erschollenen Universalreform“ abhäugig. Wie 
schon so oft, begriff er auch hier ganz richtig, was er nicht 
thun oürfe; damit war aber wenig gewonnen, solange der 
Verneinung keine kräftige That folgte. Allerdings hatte er 
bald nach dem Erscheinen des Edicts unter den nachdrücklichsten 
Vorstellungen gegen dasselbe mit einer bisher ungewohnten 
Bestimmtheit dem Kaiser erklären lassen, daß er sich dem 
Edicte nicht beqnemen werde, sondern mit allem Respect seinen 
Dissens bezeuge. Aber durch die Erfahrung über die Trag- 
weite des sächsischen Widerspruches belehrt, antwortete Ferdinand 
nur mit der Betheuerung, daß ihm die Ausrottung der Evan- 
gelischen nie in den Sinn gekommen, aber die Gerechtigkeit 
müsse vorgehen und der Ungerechtigkeit dürfe nicht freier Lauf 
gelassen werden. Die der Vergewaltigung erliegenden Prote- 
sianten, die seit der Niederlage Christians IV. von Dänemark 
mur noch durch Kursachsen Errettung hofften, namentlich die 
Markgrafen von Culmbach und von Baden, der Pfalzgraf 
von Zweibrücken, der Administrator von Würtemberg, drangen 
in den Kurfürsten, sich an die Spitze einer gemeinsamen Ab- 
orduung aller evangelischen Stände an den Kaiser zu stellen; 
allein nichts scheute gerade Johann Georg mehr als die Or- 
gauisation einer protestantischen Partei, die nicht nur ihn 
genöthigt hätte den verhaßten Calvinisten die Hand zu reichen, 
sondern ihm auch die Realisirung des von ihm vor allem 
Andern erstrebten Friedenswerkes zu erschweren schien. Er 
wies die Direction der Evangelischen ebenso bestimmt von sich 
wie die ihm von Prinz Heinurich Friedrich von Oranien für 
den Fall, daß er sich gegen den Kaiser an die Spitze der 
Protestanten stellen wolle, durch Herzog Bernhard von Weimar
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.