Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Zweiter Band: Von der Mitte des sechzehnten bis zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. (2)

Schlacht bei Breitenfelb. 157 
tember öffnete Leipzig dem Kursürsten die Thore, dessen Un- 
gnade wegen der schnellen libergabe an Tilly Rath und Uni- 
versität durch ein „freiwilliges Präsent“ von 25000 Thalern 
abkaufen mußten, während der König den Kaiserlichen Merse- 
burg entriß. Daum trafen beide in Halle wieder zusammen 
zu einer Berathung über die weiteren Operationen, der auch 
Wilhelm von Weimar beiwohnte, und hier wurde überein- 
stimmend mit Arnims Ansicht beschlossen, daß der Kurfürst 
die Grenze gegen Schlesien, wo jetzt die Hauptmacht des Feindes 
unter Tiefenbach stand, und gegen Böhmen decken, Gustav 
Adolf die Verfolgung Tillys übernehmen solle 1). Die Ver- 
handlungen der evangelischen Stände mit den katholischen zu 
Frankfurt waren, kaum begonnen, in Folge der Schlacht bei 
Breitenfeld wieder abgebrochen worden. In Wien hatte zu 
spät die Ansicht die Oberhand gewonnen, daß der Kurfürst, 
wolle man ihn nicht selbst dem Gegner in die Arme treiben, 
geschont werden müsse. Ein sehr versöhnlicher Brief des Kaisers 
an ihn vom 3./13. September und das Erscheinen des Obersten 
Paradies, Freiherrn von Erscheide, den der spanische Gesandte 
Cadareita ebenfalls noch vor der Schlacht nach Dresden ab- 
geschickt hatte, um eine Vermittlung zu versuchen, machte jetzt 
so wenig Eindruck wie Maximilians von Baiern Entschuldigung 
(19.29. September), daß Tillys Angriff wider sein Wissen 
und Willen geschehen sei. Johann Georg antwortete dem 
Kaiser 16./29. October, daß er zwar einen allgemeinen Frie- 
den sehnlichst wünsche, aber in besondere Tractate sich wegen 
der Schweden und seiner protestantischen Mitstände nicht ein- 
lassen werde. 
Unterdessen war Tiefenbach von Schlesien aus mit 15000 
Mann in die Niederlausitz und selbst bis in den Kurkreis 
vorgedrungen, hatte dann, von Arnim bei Herzberg zurück- 
gedrängt, in der Oberlansitz fürchterlich gehaust, und Görlitz, 
1) Über den nach Chemnitz, Königl. Schwedischer in Tentschland 
gesührter Kricg (17#148) 1. S. 216 und Pnsendarf, l. c. angeblich 
ursprünglich umgelebrten Plau des Kurfürsten siche Helbig, S. 57.
	        
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